Vorhofflimmern: In jedem zweiten Notfall reicht eine Infusion

Dr. Barbara Kreutzkamp

Rund die Hälfte der Notfallpatienten mit Vorhofflimmern wurden alleine durch die Infusion wieder symptomfrei. Rund die Hälfte der Notfallpatienten mit Vorhofflimmern wurden alleine durch die Infusion wieder symptomfrei. © pix4U – stock.adobe.com

Ob pharmakologisch-elektrisch oder rein per Elektroschock – im Endergebnis macht das bei akutem Vorhofflimmern keinen Unterschied. Rund die Hälfte spricht sogar auf die alleinige Antiarrhythmikum-Infusion an.

Die Kardioversion ist eine sichere und effektive Methode, um Notfallpatienten mit Vorhofflimmern rasch in den Sinusrhythmus zurückzuholen. Zwei Strategien stehen dafür zur Verfügung: Bei der Medikament-Schock-Variante erhalten die Patienten zunächst ein Antiarrhythmikum intravenös und anschließend ggf. die Elektro-Kardioversion. Bei der Direkt-Schock-Variante wird sofort elektrisch defibrilliert.

Intravenöses Procainamid über 30 Minuten

Beide Verfahren haben ihre Befürworter. Zu Recht, lautet das Fazit von Dr. Ian G. Stiell vom Department of Emergency Medicine der University of Ottawa und Kollegen. Denn beide Vorgehensweisen sind in Bezug auf das klinische Outcome ähnlich und verhelfen den Patienten rasch zu einem normalen Sinusrhythmus über mindestens 30 Minuten. Zu diesem Ergebnis kamen die kanadischen Forscher in ihrer Vergleichsstudie.

Bei rund der Hälfte der 204 Patienten, die randomisiert und prospektiv einer Medikamenten- Schock-Behandlung zugewiesen wurden, reichte sogar die alleinige pharmakologische Kardioversion mit intravenösem Procainamid über 30 Minuten aus, bei der anderen Hälfte musste anschließend noch elektrisch defibrilliert werden. 97 % der Patienten der Antiarrhythmika- Elektro-Kombigruppe gingen nach der Notfall-Kardioversion nach Hause, in Gruppe der Vorhofflimmer-Patienten mit alleiniger Elektrodefibrillation (n = 192) traf dies auf 95 % der Patienten zu.

In einem weiteren Protokoll der Studie standen zusätzlich noch unterschiedliche Elektrodenpositionierungen auf dem Prüfstand. Insgesamt ergaben sich bei den 244 Patienten auch in diesem Punkt statistisch ähnliche Raten hinsichtlich der Rückkehr zum Sinusrhythmus mit 94 % bei anterolateraler Position und 92 % bei anteroposteriorer Positionierung.

Entscheidung gemeinsam mit den Patienten treffen

Die Tatsache, dass rund die Hälfte der Notfallpatienten mit Vorhofflimmern alleine durch die Procainamid-Infusion wieder symptomfrei wurden, zeigt die Vorzüge der Medikament-Schock- Kardioversion, schlussfolgern die kanadischen Experten. Die Ärzte können sich während der Infusion um andere Patienten kümmern und vielen Betroffenen bleibt die Elektroschock-Therapie und die damit verbundene starke Sedierung mit all ihren potenziellen Risiken erspart, so die Autoren der Studie. Letztlich müsse aber im Einzelfall gemeinsam mit dem Patienten entschieden werden, welcher Weg eingeschlagen wird – der medikamentöse oder der elektrische.

Quelle: Stiell IG et al. Lancet 2020; 395: 339-349; DOI: 10.1016/S0140-6736(19)32994-0

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Rund die Hälfte der Notfallpatienten mit Vorhofflimmern wurden alleine durch die Infusion wieder symptomfrei. Rund die Hälfte der Notfallpatienten mit Vorhofflimmern wurden alleine durch die Infusion wieder symptomfrei. © pix4U – stock.adobe.com