Vorsicht Rheumafalle! Verdacht entpuppte sich unter dem Mikroskop als falsch

Ein 72-Jähriger wurde mit dem Notarzt in die interdisziplinäre Notaufnahme des Katholischen Klinikums Mainz eingewiesen. Am Tag zuvor waren im Bereich beider Schultern, Knie-, Sprung- und Handgelenke massive Schmerzen aufgetreten, die mittlerweile so stark waren, dass der Patient nur noch liegend untersucht werden konnte. Beschwerden dieser Art seien seit Monaten immer mal wieder aufgetreten. Im Labor zeigte sich eine Leukozytose und ein erhöhtes CRP. Prolactin war negativ, Harnsäure normal und Kreatinin leicht erniedrigt. Die Tests auf die Autoantikörper Rheumafaktor und ACPA* waren negativ.

Die arthrosonographische Untersuchung ergab eine proliferative Synovitis mit deutlicher Hypervaskularität und eine Ergussbildung in den betroffenen Gelenken. Im Röntgen zeigten sich degenerative Veränderungen, aber keine Verkalkungen. Die Verlaufsform und das typische Gelenkverteilungsmus­ter deuteten klar auf eine rheumatoide Arthritis (RA) hin.

Die Mikroskopie der Gelenkpunktate im kompensierten, polarisierten Licht ergab aber eine andere Diagnose: akute Kristallarthritis, früher auch Pseudo-RA genannt. Es folgte eine Lokaltherapie sowie eine Basistherapie mit Colchicum und NSAR.

Entzündliche rheumatische Erkrankungen können heute mit sehr potenten Medikamenten und Behandlungsstrategien gezielt in Remission gebracht werden, schreibt Professor Dr. Peter Härle, Klinik für Rheumatologie, Klinische Immunologie und Physikalische Therapie, Zentrum für Rheumatologische Akutdiagnostik, Katholisches Klinikum Mainz. Unbehandelt hingegen schreitet die autoimmune Gewebezerstörung rasch fort, sodass die richtige Diagnose schnell getroffen werden muss. 

* Anti citrullinated peptide/protein antibodies

Quelle Text und Abb.: Härle P. Ärzteblatt Rheinland-Pfalz 2018; 71: 20 © Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Mainz