Welche Thromboseprophylaxe nach Endoprothetik?

Dr. Barbara Kreutzkamp

In Deutschland werden pro Jahr rund 450.000 Hüft- und Knieendoprothesen eingesetzt. In Deutschland werden pro Jahr rund 450.000 Hüft- und Knieendoprothesen eingesetzt. © BVMed

Zur Prophylaxe venöser Thromboembolien nach Hüft- oder Knieendoprothetik werden in der Praxis ASS, Heparine oder NOAK eingesetzt. In den Leitlinien wird keines der Präparate bevorzugt empfohlen. Eine neue Metaanalyse fasst den Wissensstand zusammen.

Patienten nach totaler Hüft- oder Knieendoprothetik erhalten aufgrund des erhöhten peri- und postoperativen Risikos für Thromboembolien in der Regel für bis zu 35 Tage nach dem Eingriff eine Antikoagulation. Infrage kommen hierfür Acetylsalicylsäure (ASS), parenterale niedermolekulare Heparine oder nicht-Vitamin-K-antagonistische orale Antikoagulanzien (NOAK) wie Dabigatran und Rivaroxaban.

Für ASS spricht das vergleichsweise niedrige Risiko für Blutungen und Wundheilungsstörungen, wie sie unter NOAK auftreten können. Der Einsatz des preisgünstigen Blutverdünners für diese Indikation erfolgt in vielen Ländern allerdings off label. Außerdem sind sich internationale Leitlinien mangels Evidenz noch nicht ganz einig, welche Substanz wann zum Zuge kommen sollte. Zwar existiert eine neue große Studie mit 3424 Teilnehmern, die nach Hüft- oder Kniegelenkersatz zunächst fünf Tage Rivaroxaban und dann randomisiert weiter das orale Antikoagulans oder ASS erhielten. Doch diese Publikation wurde bisher noch in keiner Metaanalyse und keiner der Leitlinien berücksichtigt.

Ein systematisches Review mit Metaanalyse fasste deshalb die Evidenz auf dem neuesten Stand zusammen. Gulraj S. Matharu von der University of Bristol und seine Kollegen haben darin 13 randomisierte klinische Studien einschließlich der großen neuen Vergleichsstudie ausgewertet.

Insgesamt ergaben sich bei den 6060 Patienten zwischen ASS und niedermolekularen Heparinen bzw. NOAK keine statistisch signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Risikos für tiefe Beinvenenthrombosen oder Lungenembolien. Auch bei Blutungen oder Infektionen waren die Ergebnisse in den Gruppen ähnlich. Allerdings ist die Evidenz für das antikoagulative Vorgehen nach Endoprothetik immer noch nicht besonders hoch, resümieren die Autoren. Dringend benötigt werden qualitativ hochwertige Studien, die ASS vs. NOAK zur Prophylaxe venöser Thromboembolien nach Knie- und Hüftgelenkersatz direkt miteinander vergleichen.

Quelle: Matharu GS et al. JAMA Intern Med 2020; DOI: 10.1001/jamainternmed2019.6108

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