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Wenn mit dem Gehirn auch das Herz aus dem Takt gerät

Die Forscher analysierten die Daten von 2.699 Menschen mit Epilepsie, die zwischen 2006 und 2010 in die UK Biobank aufgenommen worden waren, sowie von 326.733 Kontrollpersonen ohne Epilepsie. Das mittlere Alter bei Studienbeginn lag bei 56 bzw. 57 Jahren und die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 12,5 Jahre.
Epilepsiepatienten wiesen im Vergleich zu den Kontrollen ein 36 % höheres Risiko für kardiale Arrhythmien auf. Das Risiko für Vorhofflimmern war 26 % höher, das für ventrikuläre Arrhythmien um 80 % und jenes für Bradyarrhythmie um 87 %. Eine genetische Prädisposition für Arrhythmien spielte dafür keine Rolle.
Ob die Teilnehmer anfallssupprimierende Medikamente (ASM) einnahmen, wirkte sich ebenfalls aus. Epilepsiepatienten ohne Medikation hatten zwar immer noch ein höheres Arrhythmie-Risiko als die Kontrollpersonen (Hazard Ratio, HR, 1,28). Bei ASM-Nutzern war das Risiko jedoch deutlicher erhöht (HR 1,40). Besonders deutlich war der Effekt unter Carbamazepin (HR 1,46) und unter Valproinsäure (HR 1,55).
Ein erhöhtes Risiko für schwere kardiale Arrhythmien unter Carbamazepin war bereits in früheren Studien aufgefallen, schreiben Forscher um Prof. Dr. Richard Verrier, Harvard Medical School, in einem begleitenden Editorial. Dies sei besonders bedenklich, da bei mehr als 40 % der epileptischen Anfälle eine ST-Senkung auftritt, die einen Indikator für myokardiale Ischämien darstellt.
Auch wenn in der Studie einige Daten fehlen wie die Anfallsfrequenz, die Dauer der Anfälle und die Art der Epilepsie, handle es sich doch um „robuste“ Erkenntnisse zum langfristigen Arrhythmierisiko bei Epilepsie, resümieren Prof. Verrier und Kollegen. Ein Monitoring des Herzrhythmus bei Epilepsiepatienten sei empfehlenswert, um bei Auffälligkeiten frühzeitig einschreiten zu können.
Quellen:
1. Wang J et al. Eur Heart J 2023; DOI: 10.1093/eurheartj/ehad523
2. Verrier RL et al. Eur Heart J 2023; DOI: 10.1093/eurheartj/ehad524
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