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Wer bekommt die GLP1-Agonisten?

GLP1-Agonisten haben Hoffnungen auf einen Sieg im Kampf gegen krankhaftes Übergewicht geweckt. Aber durch den hohen Bedarf droht ein Engpass bei der Versorgung, schreibt ein Autorenteam um die Ärztin und Juristin Prof. Dr. Kerstin Vokinger von der Universität Zürich. Menschen, die diese Substanzen am dringendsten benötigen wie etwa Diabetiker, könnten sie dann möglicherweise nicht mehr bekommen.
Das Defizit wird durch hohe Preise und eine eingeschränkte Kostenerstattung noch verstärkt. Die Zulassung ermöglicht zwar den Marktzugang eines Medikaments, aber die Kostenerstattung ist der entscheidende Faktor, v. a. bei hochpreisigen Pharmaka. Diese müssen letztlich von Steuerzahlenden übernommen werden, so die Autorengruppe. Sie hält es deshalb für wichtig, Personen mit dem größten Bedarf zu priorisieren.
Die Nachfrage ist regional stark unterschiedlich
Bei der Einschätzung hilft ein Vergleich zwischen Deutschland, der Schweiz, Kanada und den USA in den Jahren 2012 – 2023. Den stärksten Zuwachs in der Anwendung von GLP1-Agonisten zur Gewichtsreduktion verzeichnete die Schweiz, obwohl die Adipositasprävalenz dort am niedrigsten lag. Auch in Nordamerika wurde ein deutlicher Anstieg registriert, hierzulande hingegen blieb die Anwendung fast unverändert gering.
Hinsichtlich der Erstattungsregeln fielen Unterschiede auf: 2024 waren die Wirkstoffe in den USA am teuersten, am billigsten in der Schweiz. Die Kosten für den Einsatz zur Gewichtsreduktion werden in den USA nur teilweise übernommen, in Kanada und Deutschland gar nicht. Hierzulande gelten GLP1-Agonisten bei der Indikation Adipositas als „Lifestyle-Präparate“. In der Schweiz wird Liraglutid seit 2021 bezahlt, seitdem beobachtet man einen starken Anstieg der Verordnungen.
Mehrere Maßnahmen könnten den Zugang zu den Medikamenen erleichtern, meinen die Autorinnen und Autoren. Als eine der wichtigsten nennen sie die Priorisierung nach dem zu erwartenden Benefit. In der Schweiz kommen beispielsweise nur Menschen in den Genuss der Kostenübernahme, die einen BMI ≥ 35/kg2 aufweisen oder > 28 plus adipositasassoziierter Begleiterkrankung wie (Prä-)Diabetes, Hypertonie und/oder Fettstoffwechselstörung. Außerdem müssen sie ihre Kalorienaufnahme um 500 kcal pro Tag reduzieren und in den ersten 16 Wochen eine Gewichtsreduktion von mindestens 5 % erzielen. Diese Vorgaben sollten auch in anderen Ländern eingeführt werden, meint das Team um Prof. Vokinger, um die Kosten zu begrenzen und einen Off-Label-Gebrauch bzw. einen Mangel in der Versorgung zu verhindern.
Quelle: Vokinger KN et al. JAMA Intern Med 2024; DOI: 10.1001/jamainternmed.2024.2559
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