GLP1-Rezeptoragonist als Schutz vor kognitiven Defiziten

Dr. Judith Lorenz

Kardiovaskuläre Komplikationen könnten ein Puzzlestück sein, um den Verlust kognitiver Funktionen bei Typ-2-Diabetes zu erklären. Kardiovaskuläre Komplikationen könnten ein Puzzlestück sein, um den Verlust kognitiver Funktionen bei Typ-2-Diabetes zu erklären. © iStock/iMrSquid

Bei Menschen mit Diabetes kommt es im Vergleich zu Stoffwechselgesunden deutlich häufiger zu Demenzerkrankungen. Im Rahmen der REWIND-Studie beugte die Langzeitbehandlung mit Dulaglutid dem Nachlassen der geistigen Funktionen wohl vor.

Rund 13 % der über 65-jährigen und nahezu jeder vierte der über 75-jährigen Menschen mit Diabetes weisen kognitive Defizite auf, erläutern Wissenschaftler um Dr. Tali Cukierman-Yaffe von der Universität Tel Aviv. Sie vermuten einen Zusammenhang zwischen kardiovaskulären Diabeteskomplikationen und dem Nachlassen der kognitiven Funktionen. Im Umkehrschluss müssten Herz-Kreislauf-protektive Dia­betesmedikamente demnach auch vor kognitiven Einschränkungen schützen. Ihre Hypothese überprüften sie im Rahmen einer Explorativanalyse der REWIND-Studie.

Studienteilnehmer mit kardiovaskulärer Vorbelastung

An dieser in 24 Ländern durchgeführten randomisierten Doppelblindstudie nahmen 9901 Menschen mit Typ-2-Diabetes im Alter über 50 Jahre teil, welche mit maximal zwei oralen Antidiabetika mit/ohne Basalinsulin behandelt wurden. Alle Patienten waren kardiovaskulär vorbelastet (vorangegangener Myokardinfarkt oder Schlaganfall, bekannte Myokardischämie, Hypertonie oder renale Funktionsstörung). Je etwa die Hälfte der Studienteilnehmer spritzten einmal pro Woche Dulaglutid bzw. Placebo. Bezüglich des primären Studienendpunkts, des kombinierten kardiovaskulären Outcomes (Myokardinfarkt, Schlaganfall, Tod), erwies sich der GLP1-Rezeptor­agonist gegenüber Placebo bereits als signifikant überlegen.

In der aktuellen Analyse prüften die Forscher die Auswirkungen der medikamentösen Behandlung auf die kognitiven Leistungen der Studienteilnehmer. Gemäß Protokoll hatten alle Patienten vor Studienbeginn, nach zwei und fünf Jahren sowie bei Studienende jeweils zwei validierte Tests absolviert: den Montreal Cognitive Assessment (MoCA) sowie den Digit Symbol Substitution Test (DSST). Primärer Explorativend­punkt war das erstmalige Auftreten einer substanziellen kognitiven Beeinträchtigung, welche die Wissenschaftler als Abweichung von mindestens 1,5 Score-Punkten gegenüber Baseline-Durchschnitt definierten.

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 5,4 Jahren lagen von 4456 der mit Dulaglutid behandelten Patienten sowie von 4372 Teilnehmern unter Placebo Daten zum kognitiven Status vor. Berücksichtigten die Forscher den jeweils individuellen standardisierten MoCa- bzw. DSST-Basisscore, errechnete sich in der Dulaglutid-Gruppe ein signifikant um 14 % geringeres Risiko für kognitive Einschränkungen.

Die Ergebnisse deuten erstmals auf eine kognitiv-protektive Wirkung eines GLP1-Rezeptoragonisten bei älteren, kardiovaskulär vorbelasteten Menschen mit Typ-2-Diabetes hin, so die Wissenschaftler. Weitere randomisierte Studien müssen nun klären, ob dieser Effekt auch für weitere Wirkstoffe derselben Substanzgruppe gilt.

Quelle: Cukierman-Yaffe T et al. Lancet Neurol 2020; 19: 582-590; DOI: 10.1016/S1474-4422(20)30173-3

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Kardiovaskuläre Komplikationen könnten ein Puzzlestück sein, um den Verlust kognitiver Funktionen bei Typ-2-Diabetes zu erklären. Kardiovaskuläre Komplikationen könnten ein Puzzlestück sein, um den Verlust kognitiver Funktionen bei Typ-2-Diabetes zu erklären. © iStock/iMrSquid