Cartoon Medizin und Markt

Weshalb die Grippeimpfung derzeit so wichtig ist

Dr. Barbara Voll-Peters

Bei der Impfstoffproduktion auf der Basis von Hühnereiern sind insbesondere Nachproduktion und Adaption der Saatviren problematisch. Bei der Impfstoffproduktion auf der Basis von Hühnereiern sind insbesondere Nachproduktion und Adaption der Saatviren problematisch. © iStock/Henadzi Pechan

Durch die COVID-19-Pandemie ist die Grippeimpfung in der Saison 2020/21 von besonderer Bedeutung. Sie sollte den Patienten auch jetzt noch verstärkt angeboten werden.

Ältere und immunsupprimierte Patienten bringt schon COVID-19 allein in Gefahr. Eine Grippeerkrankung dazu würde das Problem potenzieren. Auch deshalb stehe die Virusgrippe auf der Liste der impfpräventablen Infektionen für gefährdete Patienten ganz oben, sagte Professor Dr. ­Thomas ­Löscher, ­Centrum Infektions- und Reisemedizin München. Bisher gebe es zudem keinerlei Hinweise darauf, dass der Verlauf von ­COVID-19 durch Impfungen kurz vor Erkrankungsbeginn negativ beeinflusst werde. Auch nach durchgemachter Erkrankung dürfe die Grippevakzine verabreicht werden, allerdings erst nach vollständiger Genesung und frühestens vier Wochen nach dem letzten positiven PCR-Befund.

Nach den Empfehlungen des Robert ­Koch-Instituts (RKI) zählt die Immunisierung gegen Influenza zu den Standard­impfungen für Patienten ab dem 60. Lebensjahr. Besonderes Augenmerk sollte Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen gelten, ferner allen Personen mit erhöhtem Risiko aufgrund chronischer Grunderkrankungen. Menschen mit erhöhter Gefährdung für sich und andere, z.B. medizinisches Personal, sollte man ebenfalls impfen. Leider werden diese Empfehlungen nur zögerlich umgesetzt, wie der Referent zeigte: In der Saison 2016/17 hätten nur etwa 35 % der über ­60-Jährigen in Deutschland einen Grippeimpfschutz bekommen.

Saatviren adaptieren an das Hühnerei

„Influenza A ist eines der variabelsten Pathogene, gegen das wir impfen“, konstatierte Prof. ­Löscher. Daher wird die Zusammensetzung der Vakzinen in regelmäßigen Abständen variiert. Hierzulande sind nur noch tetravalente Impfstoffe mit jeweils zwei Influenza-A- und zwei Influenza-B-Komponenten verfügbar. Darüber hinaus gibt es verschiedene Verfahren, um die Effektivität der Wirkstoffe zu erhöhen.

Bisher wird der größte Anteil der Influenzavakzinen auf der Basis von Hühnereiern produziert. Mit dieser Methode verfügen die Hersteller über die größte Erfahrung. Neben der langen Vorlaufzeit, die eine Nachproduktion unmöglich macht, hat diese Technik aber noch einen weiteren Haken: Die Saatviren adaptieren an das Hühnerei, was mit Mutationen im Hämagglutinin-Gen einhergeht und was neueren Studien zufolge zu einer geringeren Wirksamkeit führt. Mit eibasierten Influenzaimpfstoffen lassen sich bei jüngeren Erwachsenen und guter Übereinstimmung von Impfstoffantigenen und zirkulierenden Viren Schutzraten von immerhin etwa 80 % erzielen. 

Bei über 60-Jährigen sinkt diese Quote jedoch einer Auswertung des ­R­KI zufolge auf 41–63 % ab, was unter anderem auf den sogenannten Mismatch zurückzuführen ist, also auf die mangelnde Passgenauigkeit zwischen den Stämmen im Impfstoff und dem vorherrschenden Wildvirus.

Vakzine aus Zellkulturen effektiver als eibasierte

In der Saison 2017/18 zeigte sich dies etwa in den USA besonders deutlich: Gegen Influenza-A-Stamm H3N2, der damals drei Viertel aller Erkrankungen auslöste, ließen sich lediglich 64,4 % der H3N2-Wildviren durch die eibasierten Seren hemmen. Vakzinen, die mithilfe von Zellkulturen hergestellt worden waren, hatten hingegen eine Effektivität von 98,1 %. 

In Deutschland ist neben den verschiedenen eibasierten Impfstoffen auch ein Zellkulturpräparat verfügbar. Das ­RKI gibt für keine der Vakzinen eine Präferenz an.

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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 10.10.2020 in Ulm, unterstützt von Seqirus GmbH

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Bei der Impfstoffproduktion auf der Basis von Hühnereiern sind insbesondere Nachproduktion und Adaption der Saatviren problematisch. Bei der Impfstoffproduktion auf der Basis von Hühnereiern sind insbesondere Nachproduktion und Adaption der Saatviren problematisch. © iStock/Henadzi Pechan