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Zahl schwerer Infektionen variiert

Biologika und auch zielgerichtete Therapien (z.B. mit Apremilast) sind aus der Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis nicht mehr wegzudenken. Allerdings erlauben die klinischen Zulassungsstudien keine vergleichenden Aussagen zur Real-Life-Häufigkeit schwerer Infektionen unter diesen Therapien.
Zum einen, weil sie statistisch dafür nicht ausgelegt sind, und zum anderen, weil ein erheblicher Teil der Patienten, die in der Praxis damit behandelt werden, an den Einschlusskriterien sowieso scheitern würde. Eine Forschergruppe aus Frankreich hat deshalb nun ausgewertet, wie häufig schwere Infektionen unter einzelnen Biologika im Praxisalltag auftraten.
Jede dritte schwere Infektion im gastrointestinalen Bereich
Dafür haben sie auf die Datenbank des National Health Data System zurückgegriffen, in dem 99 % der französischen Bevölkerung erfasst sind. Wie sich zeigte, erhielten insgesamt 44.239 Psoriasispatienten zwischen 2008 und 2019 erstmals Biologikum oder PD4-Hemmer (Durchschnittsalter: 48 Jahre, 52 % männlich). Bei 67 % war es ein TNF-Blocker, bei 15 % ein Interleukin-12/23-Inhibitor (Ustekinumab), bei 9 % ein IL-17-Inhibitor (Secukinumab, Ixekizumab und Brodalumab), bei 1 % ein IL-23-Inhibitor (Guselkumab) und bei 8 % der PDE4-Hemmer Apremilast.
Die mediane Follow-up-Dauer betrug zwölf Monate. Insgesamt verzeichneten die Kollegen 1.656 schwere Infektionen, definiert als solche, die zu einer Krankenhauseinweisung führten. Daraus errechnete sich eine Inzidenzrate von 25 pro 1.000 Personenjahre. Am häufigsten waren gastrointestinale Infektionen (39 %) wie Cholangitis oder Divertikulitis, gefolgt von Hautinfektionen (20 %) und pulmonalen Infektionen (15 %); sie traten durchschnittlich neun Monate nach Behandlungsbeginn auf.
Als Vergleichsgröße innerhalb der Wirkstoffe wurde der TNF-Blocker Etanercept gewählt. Dabei war das Risiko für eine schwere Infektion innerhalb der Substanzklasse bei Therapie mit Adalimumab um 22 % höher als bei Etanercept. Bei Infliximab war es um 79 % erhöht.
Medikation an Ausgangsrisiko des Patienten anpassen
Eine Therapie mit Ustekinumab dagegen ging mit einem 21 % geringeren Risiko im Vergleich zu Etanercept einher. Patienten mit Neueinstellungen auf Secukinumab, Guselkumab und Apremilast hatten eine ähnlich hohe Wahrscheinlichkeit, eine schwere Infektion zu entwickeln, wie unter Etanercept. Das Gleiche galt übrigens auch für die neueren Substanzen Ixekizumab und Brodalumab, beides Anti-IL-17A-Antikörper, mit denen im Verhältnis erst wenige Franzosen behandelt wurden.
Das Risiko erhöhte sich zusätzlich bei gleichzeitiger Anwendung von NSAR (um 47 %) oder systemischen Kortikosteroiden (um 132 %). Die Autoren empfehlen, diese Ergebnisse bei der Auswahl eines Biologikums für Patienten mit erhöhtem Risiko für schwere Infektionen zu berücksichtigen.
Quelle: Penso L et al. JAMA Dermatol 2021; DOI: 10.1001/jamadermatol.2021.2599
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