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Cartoon Medizin und Markt
Zu viel Ammoniak im Kopf

„Auch in unserem Gesundheitssystem diagnostizieren wir Patienten mit Leberzirrhose in aller Regel erst im dekompensierten Stadium“, konstatierte Dr. Marc Nguyen-Tat, Medizinische Klinik II am Klinikum Osnabrück. Somit müssten generell die Anstrengungen weiter verstärkt werden, frühe Stadien der Zirrhose zu detektieren, verdeutlichte der Gastroenterologe.
Zu den typischen Komplikationen der Leberzirrhose gehören Aszites, gastroösophageale Varizen, hepatozelluläres Karzinom und die hepatische Enzephalopathie (HE). Letztere ist definiert als zerebrale Funktionsstörung mit einem großen Spektrum von neurologischen und psychiatrischen Auffälligkeiten, erinnerte Dr. Nguyen-Tat. Wobei die Symptome von leichter Müdigkeit und Konzentrationsschwäche über Desorientiertheit bis hin zum lebensbedrohlichen Koma reichen.
Etwa 50 % gar nicht oder nur bedingt fahrtauglich
Die Schweregrad-Einteilung der HE erfolgt nach den sogenannten West-Haven-Kriterien: Abgegrenzt wird die subklinische HE (Stadien 0 und 1) von der manifesten HE (Stadien 2–4). Etwa die Hälfte der Patienten mit minimaler HE (Stadium 0) entwickelt innerhalb von sechs Monaten eine manifeste HE (Stadien 2–4).
Doch welche klinischen Hinweise gibt es in frühen HE-Stadien? Erkrankte mit subklinischer HE im Stadium 1 haben typischerweise eine verminderte Konzentration sowie Reaktionsgeschwindigkeit oder Schlafstörungen. An neuropsychiatrischen und neurologischen Auffälligkeiten können bei einer HE Persönlichkeitsveränderungen und eine gestörte Feinmotorik auftreten. „In den subklinischen Stadien der HE kann man nur mit psychometrischen Tests feststellen, ob ein Zirrhotiker bereits eine HE hat und in seiner Lebensqualität beeinträchtigt ist“, erläuterte der Experte. Geeignet sind etwa der psychometrische HE-Score und der Animal-Naming-Test, ferner der Inhibitory-Control-Test als computergestützter psychometrischer Test auf eine minimale HE.
Als alltagsrelevantes Problem gilt die eingeschränkte Fahrtauglichkeit: Ca. 50 % der Betroffenen mit beginnender HE sind gar nicht oder nur bedingt fahrtauglich, so der Experte. Dies erfordert gut dokumentierte Informations- und Aufklärungsmaßnahmen.
Laktulose als Basistherapeutikum
Das Versorgungsmanagement zielt darauf ab, rechtzeitig mit der Behandlung zu starten, wiederholte Klinikeinweisungen zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern. Als Basistherapeutikum gilt nach wie vor Laktulose. Angestrebt werden zwei bis drei weiche Stuhlgänge pro Tag. Zur Rezidivprophylaxe gibt es generell zwei Optionen: Das nicht resorbierbare Antibiotikum Rifaximin und L-Ornithin-L-Aspartat (LOLA). Letzteres zeigt eine signifikante Wirksamkeit in der Akut-Behandlung und Sekundärprophylaxe.
Nachweislich beeinflusst LOLA auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität günstig. Studiendaten zufolge fanden sich Verbesserungen in alltagsrelevanten Bereichen wie Mobilität, Schlaf, Arbeit, Hausarbeit, Beziehungen, Freizeit und Kommunikation. LOLA ist zugelassen und erstattungsfähig für die akute und latente HE.
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Quelle: Medical Tribune Fortbildung kompakt Allgemeinmedizin/Innere Medizin am 18.05.2019 in Düsseldorf/Neuss, unterstützt von Merz Pharmaceuticals GmbH
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