Virtueller Raum für den Praxistraum: Niederlassung im Spiel erproben
Die ärztliche Ausbildung findet vorranging im stationären Sektor statt, entsprechend furchteinflößend können die bürokratischen Pflichten und das wirtschaftliche Risiko der Niederlassung auf Medizinstudierende und Klinikärzte wirken. Das neu entwickelte Planspiel „Praxisraum“ soll das ändern: Spieler können virtuell eine eigene Praxis gründen und deren Organisation erproben. Entwickelt wurde die App vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) und den KVen. Das „serious game“ dient nicht nur der Unterhaltung, sondern vor allem der Wissensvermittlung. Es kann kostenlos auf Smartphone und Tablet gespielt werden.
Zu Beginn entscheidet der Nutzer, ob er eine Praxis neu gründen oder übernehmen möchte. Er wählt dabei zwischen einem ländlichen Standort, der Vorstadt und der Stadtmitte. Das Spiel klärt über die Vor- und Nachteile auf: Bei Übernahme fallen Übernahmekosten an, dafür existiert schon ein Patientenstamm. Eine Neugründung ist zunächst günstiger, allerdings muss sich die Praxis erst etablieren.
Tagesabläufe werden mittels Praxiskalender festgelegt
Anschließend blickt der Spieler auf eine 3D-modellierte Praxis, die er mit Personal und Geräten ausstatten muss. Über eine Controlling-Ansicht kann er das Budget im Blick behalten, die Planung der Arbeitstage erfolgt über einen Praxiskalender. Das Personal verfügt über unterschiedliche Qualifikationen, die den Betrieb beeinflussen, es kann außerdem fortgebildet werden.
Die generierten Patienten haben Namen, Alter, persönliche Eigenschaften, individuelles Aussehen und unterschiedlichen Beratungsbedarf. Weder konkrete Krankheitsbilder noch die Fachrichtung der Praxis spielen eine konkrete Rolle. Es geht nur um den organisatorischen Aspekt: Die Spielenden müssen abschätzen, wie viele Patienten ihre Praxis mit der aktuellen Ausstattung an Geräten und Personal versorgen kann. Das Spiel wird in Echtzeit gespielt, der Abrechnungszyklus ist allerdings auf drei Tage verkürzt. Weiß der Spieler nicht weiter, hilft ihm eine virtuelle Mentorin der KV.
Gelegentlich überrascht das Spiel den Praxisgründer mit bestimmten „Events“ – beispielsweise mit einer pandemischen Situation, die es zu bewältigen gilt. Auch sonst wurde versucht, alles realistisch zu halten: „Damit das Spielerlebnis so wirklichkeitsnah wie möglich ist, nutzt ‚Praxisraum‘ Daten, die das Zi in realen Praxen erhoben hat“, erklärt der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Ziel ist ein positives Erleben der Organisation
Der Erfolg des Unterfangens wird mittels dreier Faktoren gemessen: Qualität der Praxis, Work-Life-Balance und Einkommen. Diese Werte spiegeln die Zufriedenheit der Patienten und des Personals, die Arbeitsbelastung des Arztes und das Kosten-Einnahmen-Verhältnis wider. „Das Ziel des Planspiels ist aus Sicht des Zi erreicht, wenn die Spielenden ein positives Erleben beim Aufbau und bei der Organisation der virtuellen Praxis entwickeln und hierdurch konkrete Fragen zu einer künftigen Vertragsarzttätigkeit entstehen“, heißt es in einer Mitteilung des Zi. Mit diesen Fragen könnten die Interessierten sich dann an die Beratungsangebote ihrer KV wenden (s. Kasten).
Niederlassungsberatung von KV und Hausärzteverband
Medical-Tribune-Bericht