Die Wolke in Ihrer Praxis: Was ist neu im vernetzten Zeitalter?
Seit Mitte der 1990er Jahre läuft die computerisierte Arztpraxis den größer werdenden Programmen hinterher. Kaum ist die Rechnerleistung wieder auf Stand gebracht, schon brauchen die Programme noch mehr Leistung. Natürlich schiebt jeder Praxisverantwortliche den Moment des Eingreifens möglichst lange vor sich her.
In der Cloud muss sich der Arzt um nichts kümmern ...
Aber: Je älter ein System, um so weniger Sicherheit bietet es, um so langsamer ist es und um so mehr Aufwand muss der IT-Dienstleister betreiben, um alle Elemente unter einen Hut zu bringen (s. Folge 4: Richtige Hardware in der Arztpraxis). Genau hier liegt einer der Gründe für Cloud-Computing: In der Cloud ist es der Dienst selbst, der sich um Aktualisierungen, Serverleistung und Sicherheit kümmern muss, nicht der User!
Dabei gilt die Bezeichnung Cloud nicht nur für Online-Speicherdienste. Tut sich ein Arzt schwer, das Konzept Cloud zu verstehen, bedient sich IT-Dienstleister Max Beckenbach des Kleiderschrank-Vergleichs: „Keine Cloud haben heißt: Brauchen Sie ein Hemd, müssen Sie einkaufen gehen. Cloud haben dagegen heißt, Sie haben Zugriff auf einen Kleiderschrank, aus dem Sie sich nehmen, was Sie brauchen. An den Hemden fehlen nie die Knöpfe – dafür sorgt der Cloud-Dienst. Und wenn der Kleiderschrank zu klein wird, vergrößert die Cloud ihn. Sie wissen nicht, wie sie das macht – aber es funktioniert!“
Eine Cloud ist also kein Programm und kein System, sondern ein Dienst. Die meisten E-Mail-Anbieter sind Cloud-Dienste, genauso wie Amazon, Google, Ebay und natürlich Online-Speicherdienste wie Dropbox, CloudMe oder Google Drive – als User nutzen Sie die Funktionen, was hinter den Kulissen passiert, kümmert Sie nicht.
... in vielen Clouds gibt es aber ein Datenschutzproblem
Wobei diese Eigenschaft, die eine Cloud definiert, auch die unheimliche Seite solcher öffentlichen Dienste offenbart: Bei einem Cloud-Dienst müssen Sie sich um nichts kümmern – aber Sie haben auch keine letztliche Kontrolle über Ihre Daten. Sonys Playstation-Hack über den Amazon-Cloud-Dienst, der Barksdale-Fall bei Google und die vielen „kleinen“ Datenverluste auch im medizinischen Bereich sind Lehre genug – hier darf eine Arztpraxis kein Risiko eingehen.
Deswegen werden häufig Private Clouds oder Hybrid-Clouds genutzt. Bei der Private Cloud ist die Gemeinschaft derjenigen, die Zugang zur Cloud haben, begrenzt, also zum Beispiel auf die Mitglieder eines Praxisnetzes. Um eine Hybrid-Cloud handelt es sich etwa, wenn ein Ärztenetz mit Private Cloud eine Arztnetz-Softwarelösung wie On-lab, metadixx oder CGM CompuGroup nutzt (s. Folge 5: Erfolgreiche Praxisnetze durch intelligente IT-Vernetzung).
Dabei handelt es sich bei den Arztnetz-Softwarelösungen zwar per definitionem um Public Clouds, aber die Sicherheitsvorkehrungen dieser Dienste bewegen sich natürlich auf einem ganz anderen Niveau als bei einem der öffentlichen Speicherdienste oder den verbreiteten E-Mail-Diensten. Diese Public Clouds sollten Sie unbedingt meiden! Denn im Netz ist nichts umsonst: Bei vielen E-Mail-Diensten geben die AGBs vor, dass sogar die Inhalte (!) der Mails zu Werbezwecken gescannt werden dürfen. Und auch bei kostenpflichtigen lohnt sich ein Blick in die AGBs, um auf Nummer sicher zu gehen.