Social Media und digitale Reputation in der Arztpraxis
Viele Menschen kommunizieren mittlerweile völlig alltäglich über das Internet – je jünger, je doller. Und sie erwarten, dass diese Kommunikationsart in allen Bereichen ihres Lebens funktioniert: Sie suchen Arztpraxen über Suchmaschinen, sie bewerten Ärzte auf Portalen und sie fühlen sich besonders verbunden mit der Hausarzt-Praxis, mit der sie auf Facebook befreundet sind.
Das ist Datenschutz in eigener Sache
Deswegen reicht es heute nicht mehr, Flyer und Visitenkarten zu drucken, um der Praxis ein Image zu verleihen: In der Parallelwelt Internet ist längst eine digitale Identität Ihrer Praxis entstanden. Das geht weit über die Homepage hinaus: Was das Web heute ausmacht, sind soziale Vernetzungen, Interaktion (im Gegensatz zur unidirektionalen Webseite) und das Gewicht der persönlichen Empfehlungen, wodurch die Präsenz der Akteure in der digitalen Welt bestimmt wird. Darüber entwickelt sich auch Ihre digitale Identität täglich weiter – mit Ihrem Zutun oder ohne.
Was tun – ignorieren, mitmischen oder wenigstens den Überblick behalten? Das zurzeit wahrscheinlich interessanteste soziale Netz für Niedergelassene ist Facebook, in dem das, was Sie auf Ihrer Seite einstellen, unaufgefordert zu Ihren „Freunden“ gebracht wird (anders als auf Ihrer Webseite, die die User aktiv ansteuern müssen).
Die Vorteile einer Facebook-Präsenz können sein:
- Sie können Dinge kommunizieren, die Sie Ihren Patienten schon immer mal kommunizieren wollten (zum Beispiel neue IGeL, neue Mitarbeiter, Informationen zum Gesundheitssystem oder interessante medizinische Artikel);
- Ihre Homepage wird besser bei Google platziert;
- Sie erreichen jüngere und spezifischere Zielgruppen, da sich besonders unter 30-Jährige und Menschen auf der Suche nach Hilfe bei Gesundheitsproblemen in sozialen Netzwerken bewegen;
- Sie haben mehr Dialogmöglichkeiten (was aber auch schnelle Reaktionen von Ihnen fordert!) und wissen mehr von den Bedürfnissen Ihrer Patienten;
- Ihre Patienten identifizieren sich mit der Praxis (etwa durch kontrollierte Einblicke in das Innenleben der Praxis);
- Sie werden als Arbeitgeber attraktiver und bekannter.
Neben diesen schönen Vorteilen bringen die neuen Kommunikationsformen aber auch riesige Datenschutzprobleme mit sich, da hier sehr persönliche Informationen verknüpft und weit verbreitet werden (Fachbeiträge zum Thema Datenschutz bei Facebook siehe rechte Spalte).
Datenschutz bei Facebook - das Minimum
Wie kontrollieren Sie Ihre Online-Reputation?
- Googeln Sie sich und Ihre Praxis: Vor- plus Nachname, Titel plus Nachname, Nachname plus Ort, Fehlschreibungen, Facharzt plus Ort. Auch andere Suchmaschinen sowie Bilder und Videos scannen.
- Richten Sie sich einen Google- Alert und einen Social-Mention-Alert ein (siehe hierzu aber auch: "Warum soziale Netzwerke sich nicht durchsuchen lassen"), kontrollieren Sie Google-Places (Google Places für Unternehmen - Hilfe).
- Suchen Sie Ihren Namen in den gängigen Personensuchmaschinen (yasni.de, 123people.com ...).
- Kontrollieren Sie die Arztbewertungsportale.
- Sie können die Webseite anschreiben – auch Bewertungsportale!
- Zeigen Sie Präsenz: Pflegen Sie Fachgebiete, Sprechstunden, Parkmöglichkeiten u.Ä. in Bewertungsportale und Adressdateien ein.
- Einträge auf der eigenen Webseite, die nicht gefunden werden sollen, können über das Google Webmaster Tool z.B. als veraltet gekennzeichnet werden, was das Finden erschwert.
- Erzeugen Sie positive Einträge, die Unerwünschtes nach hinten drängen (über eigene Homepage, Fachbeiträge, Social-Media-Beiträge – Achtung: Fake-Einträge in Bewertungsportalen können enttarnt werden!).
Das Tool secure.me macht auf Facebook-Datenschutzlücken aufmerksam, prüft Apps auf Sicherheit, findet Fotos in Facebook und erkennt sogar Schimpfwörter. Gleichzeitig ist es aber auch ein weiterer Online-Dienst, dem Zugriff auf Daten und Fotos gewährt wird – der Teufel und der Beelzebub.