O-TON Innere Medizin Fehler dürfen jedem passieren

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Isabel Aulehla

Eine echte Fehlerkultur ist in der Medizin immer noch nicht richtig etabliert. Eine echte Fehlerkultur ist in der Medizin immer noch nicht richtig etabliert. © Midnight Studio – stock.adobe.com

Noch immer tendiert man in der Medizin stärker als in anderen Branchen dazu, kritische Ereignisse zu verschweigen. Nur langsam zeichnet sich Besserung ab. Wie man offen über Fehler spricht und was dabei zu beachten ist, erklären Ärztinnen und Ärzte, ein Rechtsanwalt und ein Pilot in einer Podcast-Miniserie. 

Häufige Ursachen von Fehlern: 

Hierarchie und Konformität

„Hier dürfen keine Fehler passieren!“ Dieses Motto prägt immer noch den Alltag in vielen Kliniken und Praxen. In einer Podcastfolge zu „menschlichen Faktoren“ als Fehlerquelle berichten zwei Gäste, dass sich die Fehlerkultur in der Medizin zwar allmählich verbessere. Aber verglichen mit anderen Risikobranchen sei sie immer noch auf niedrigem Niveau. Die beiden verdeutlichen das mit einer Rechnung: Vergleiche man die Zahl der jährlichen vermeidbaren Todesfälle in deutschen Kliniken mit der Luftfahrt, bedeute dies, dass jeden dritten Tag ein Kurz- oder Mittelstreckenflugzeug abstürze.

Einer der menschlichen Faktoren, die oft zu Fehlern führen, ist die sozial bedingte Hemmung, eigene Fehler offenzulegen oder andere auf ihre möglichen Fehler aufmerksam zu machen. Die teils immer noch starren Hierarchien in Krankenhäusern würden diese Angst verstärken, meinen die beiden Gäste. 

Auch der Schichtbetrieb berücksichtige die menschliche Natur nicht. So werde oft vorausgesetzt, dass das Leistungsvermögen über etliche Stunden hinweg identisch bleibt, obwohl es natürlich sinkt. Was man tun kann, um Fehler aufgrund menschlicher Faktoren zu vermeiden, hören Sie in der Podcastfolge.

Von eigenen Fehlern traumatisiert

Medizinische Missgeschicke können nicht nur für Patientinnen und Patienten fatale Folgen haben, sondern auch für Ärztinnen und Ärzte. Wenn sie das Geschehen noch wochen- und monatelang beschäftigt, sie Flashbacks erleiden und sich kaum noch eine Behandlung zutrauen, spricht man vom Second-Victim-Phänomen. Die Heilungschancen seien zum Glück gut, erklärt der Gast in der zweiten Podcastfolge der Staffel. Am besten lasse sich das Phänomen durch Gespräche mit speziell geschulten ärztlichen Kolleginnen und Kollegen überwinden. Ein niedrigschwelliges Hilfsangebot für Menschen in medizinischen Berufen bietet z. B. die Helpline des Vereins PSU Akut e.V.: 0800 0911912 (täglich von 9 bis 21 Uhr).

Wie spricht man rechtssicher über Fehler?

Auch wenn mancher am liebsten schweigen würde: Juristisch ist kein Fall denkbar, in dem eine Patientin oder ein Patient nicht über einen Behandlungsfehler informiert werden müsste, betont ein Rechtsanwalt in der dritten Folge der Podcaststaffel. Wer schroff kommuniziert oder mauert riskiert, dass die Betroffenen sich an ihre Krankenkasse wenden, die Landesärztekammer einschalten oder vor Gericht ziehen. Ein empathisches und offenes Gespräch ist also gefragt. Was man dabei am besten sagt, erklärt eine ärztliche Kommunikationstrainerin. Ein Tipp vorweg: „Es tut mir leid“ ist besser als „Entschuldigung“, da Letzteres ein Schuldeingeständnis impliziert.

Meldesysteme in Anwendung?

Eigentlich sollte es in Kliniken flächendeckend Fehlermeldesysteme geben. Doch noch immer sind sie nicht überall vorhanden – und selbst wenn sie existieren, heißt das nicht, dass das Personal sie nutzt. Auch regelmäßige Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen wären wünschenswert, um Fehler als Thema in Krankenhäusern zu enttabuisieren. Wie hilfreich solche Maßnahmen sein können, schildert ein Arzt in der Folge „Status quo des Fehlermanagements in Kliniken“. 

Mehr zum O-Ton Innere Medizin

O-Ton Innere Medizin ist der Podcast für Internist:innen. So vielfältig wie das Fach sind auch die Inhalte. Die Episoden erscheinen alle 14 Tage donnerstags auf den gängigen Podcast-Plattformen.