Behandlungsfehler Wie gelingt ein deeskalierendes Fehlergespräch?

Praxismanagement , Patientenmanagement Autor: Isabel Aulehla

Auch bei Fehlergesprächen gilt: einfache und verständliche Worte wählen. Auch bei Fehlergesprächen gilt: einfache und verständliche Worte wählen. © auremar – stock.adobe.com

Offenzulegen, dass ein Behandlungsfehler passiert ist, fällt schwer. Doch gerade das Mauern vor Patientinnen und Patienten führt leicht zu juristischen Auseinandersetzungen. In einer neuen Folge O-Ton Innere Medizin erklären zwei Ärztinnen und ein Rechtsanwalt, wie es besser geht. 

Wenn es darum geht, einen Behandlungsfehler anzusprechen, ist die Angst vor juristischen Folgen meist groß. „Ärztinnen und Ärzten wird das Gefühl vermittelt, schon mit einem Bein im Gefängnis zu stehen“, berichtet die Onkologin und Hämatologin Dr. Katrina Scholl in einer neuen Folge des Podcasts O-Ton Innere Medizin. 

Doch nur selten folge nach der Offenlegung eines ärztlichen Fehlers tatsächlich eine Klage, beschwichtigt Rechtsanwalt Maximilian Broglie. In den meisten Fällen entstünden rechtliche Auseinandersetzungen eher, weil eine transparente Kommunikation verweigert wurde. „Ein zufriedener Patient verklagt seinen Arzt nicht.“

Der Medizinrechtler rät dazu, direkt nach dem Vorfall ein offenes Gespräch zu führen. Dabei könne durchaus das eigene Bedauern ausgedrückt werden, ein Schuldeingeständnis gelte es aber zu vermeiden. Andernfalls komme die Haftpflichtversicherung unter Umständen nicht für den Schaden auf. Die Worte „Es tut mir leid“, seien daher besser als um „Entschuldigung“ für etwas zu bitten. Grundsätzlich sollten Ärztinnen und Ärzte seiner Erfahrung nach in Höhe von min. 5 Mio., besser 10 Mio. Euro, haftpflichtversichert sein. 

Wie ein Fehlergespräch auch auf der zwischenmenschlichen Ebene gelingt, erklärt Kommunikationstrainerin und Ärztin Dr. Patricia Hänel. Sie empfiehlt, mit einem Warnschuss zu starten, damit die Betroffenen sich auf schlechten Neuigkeiten gefasst machen können: „Es tut mir leid, ich wünschte ich hätte bessere Nachrichten für Sie, wir müssen über etwas reden.“ 

Anschließend sollte ihrer Meinung nach in einfachen und verständlichen Worten gesagt werden, was passiert ist, z.B.: „Durch eine Verwechslung haben Sie das falsche Medikament bekommen.“ Auch die Konsequenzen sollten ohne Umschweife dargelegt werden: „Die Verwechslung hat zu dem Ereignis … geführt, was die Konsequenzen hat, dass … Wir müssen jetzt leider eine Behandlung machen, die wir nicht geplant hatten.“

Besonders deeskalierend wirkt es laut Dr. Hänel, wenn benannt wird, was Praxis oder Klinik künftig anders machen werden, damit der gleiche Fehler nicht noch mal passiert. Das vermittle den Betroffenen das Gefühl, dass der Vorfall zumindest nicht ausschließlich negative Konsequenzen hatte. 

Kommunikation will erprobt sein 

Um besser mit der Situation umgehen zu können, rät Dr. Hänel dazu, Fehlergespräche zu üben und verschiedene Formulierungen auszuprobieren. „Ungünstig ist es, eine Kommunikation, mit der man noch nicht vertraut ist, direkt am Patienten anzuwenden. Das würde man mit keiner medizinischen Maßnahme so machen.“ 

In der Podcastfolge gibt die Kommunikationstrainerin weitere Beispiele für mögliche Formulierungen und erklärt, wie die weiteren Schritte des Gesprächs aufgebaut sein sollten. Diese Hilfen sowie die juristischen Hinweise von Rechtsanwalt Maximilian Broglie finden sich zusammengefasst in einem PDF in den Shownotes der Podcastfolge (s. Kasten).   

Medical-Tribune-Bericht

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