Jede dritte Schwangerschaft ist ungewollt: Pille, Verhütungspflaster und Ring „versagen“ häufiger als Spirale und Implantat

Autor: Dr. Elisabeth Nolde

Langzeitverhütungsmittel schneiden besser ab als Pille und Co. Langzeitverhütungsmittel schneiden besser ab als Pille und Co. © fotolia/Cello Armstrong

Was können Sie einer 17-Jährigen raten, die sich nach Verhütungsmethoden erkundigt? US-Fachgesellschaften propagieren vor allem Intrauterinpessare und Hormonimplantate, die im Aufklärungsgespräch nicht fehlen sollten – und zwar unabhängig vom Alter der Patientin.

Erhebungen weisen darauf hin, dass 45 % der Schwangerschaften in den USA ungewollt sind; in Westeuropa 34 %. Und das trotz einer hohen Kontrazeptions-Rate. Insgesamt 62 % der 15- bis 44-jährigen Frauen verhüteten im Zeitraum von 2011 bis 2013, berichten Experten der Centers for Disease Control and Prevention, Atlanta, und des Department of Obstetrics and Gynecology, Indianapolis.

Ein vergleichsweise geringer Anteil dieser Frauen nutzte Langzeitverhütungsmittel: 2 bis 10 % setzten auf Intrauterinpessare (IUP), 0,4 bis 1 % auf subdermale Hormonimplantate.

Doch gerade diese langwirksamen, reversiblen Maßnahmen werden von US-Fachgesellschaften propagiert. So empfehlen Dr. Kathryn M. Curtis und Dr. Jeffrey f. Peipert grundsätzlich Spiralen und Verhütungsstäbchen als Kontrazeptionsmethoden der ersten Wahl – auch für junge Frauen. Denn im Gegensatz zu Anti-Baby-Pille, Drei-Monatsspritze, Vaginalring oder Patch sind Langzeitverhütungsmittel nicht von der Adhärenz der Nutzerinnen abhängig.

Keine Pessare bei sexuell übertragbaren Infektionen

In einer prospektiven US-Kohortenstudie (Contraceptive CHOICE Project) mit ca. 10 000 Teenagern und Frauen konnte gezeigt werden, dass Langzeitverhütungsmittel 20-fach effektiver sind als Anti-Baby-Pille, Pflaster oder Ring. In der Gruppe, die auf orale Kontrazeption, Verhütungspflaster oder Vaginalring setzte, lag die Schwangerschaftsrate bei fünf pro 100 Anwendungsjahre. Wobei die „Versagerquote“ in jüngeren Altersgruppen (< 21 Jahre) doppelt so hoch war. Unter den Langzeitverhütungsmitteln fanden sich 0,3 Schwangerschaften pro 100 Anwendungsjahre – unabhängig vom Alter. Gerade Teenager und erwachsene Frauen, die noch kein Kind geboren haben, sollten im Rahmen der Kontrazeptionsberatung auch über Effektivität, Wirkdauer, Langzeitsicherheit und Nebenwirkungen von Langzeitverhütungsmitteln informiert werden, so die US-Gesundheitsexperten.

Verfügbar sind hormon- und kupferabgebende Intrauterinpessare (IUP). Levonorgestrelhaltige Spiralen inhibieren die Ovulation und machen den Zervikalschleim für Spermien undurchlässig, Kupfer­ionen wirken toxisch auf die Spermien. Wichtige Kontraindikationen für IUP sind Entzündungen der Gebärmutter und sexuell übertragbare Erkrankungen. Liegt ein Zervix- bzw. Endometriumskarzinom vor, raten die Autoren davon ab, ein IUP einzusetzen. Ist es bereits vorhanden, muss es jedoch nicht entnommen werden. Um theoretisch möglichen Nebenwirkungen vorzubeugen, sollten Brustkrebspatientinnen keine hormonabgebenden Spiralen erhalten.

Kupferspirale nach dem Sex als Notfallkontrazeption

Generell sind Frauen vorab über mögliche Nebeneffekte oder Komplikationen gemäß Fachinformation zu informieren, z.B. über potenzielle Blutungsveränderungen. Während Kupferspiralen die Regelblutungen verstärken können, schwächen levonorgestrelhaltige IUP starke Monatsblutungen ggf. ab. Die Experten weisen außerdem darauf hin, dass der Einsatz einer kupferabgebenden Spirale als effektivste Notfallkontrazeption gilt, wenn der ungeschützte Geschlechtsverkehr in den zurückliegenden fünf Tagen stattfand.

Spontane Blutungen unter subdermalen Implantaten

Als weiteres Langzeitverhütungsmittel stehen subdermale Hormon­implantate zur Verfügung. Die kontinuierliche Etonogestrelabgabe inhibiert die Ovulation und macht den Zervikalschleim zähflüssig. Enthält das Verhütungsstäbchen Bariumsulfat, ist es radiologisch detektierbar. Überempfindlichkeiten gegen die Inhaltsstoffe gelten als wichtige Kontraindikation, auch bei Brustkrebs ist von dieser Verhütungsmethode abzusehen. Als häufigste Nebenwirkung nennen die Experten spontante Blutungen.

Quellen: Aus der Fachliteratur
Curtis KM, Peipert JF. N Engl J Med 2017; 376: 461-468