Ausnahmekarriere in Forschung und Klinik „Man sollte Ziele nicht zu niedrig stecken“

Praxismanagement , Team Autor: Isabel Aulehla

Viele Ärzte wollen an die Spitze, wenige schaffen es dorthin. Um nicht aufzugeben, braucht es Disziplin und hohes Interesse. Viele Ärzte wollen an die Spitze, wenige schaffen es dorthin. Um nicht aufzugeben, braucht es Disziplin und hohes Interesse. © Mironov Konstantin/gettyimages

Muss man noch ins Ausland, wenn man auf der klinisch-wissenschaftlichen Karriereleiter ganz nach oben will? Und welche Vorteile außer Geld bieten Stipendien? Diese Fragen haben zwei Gäste im Podcast O-Ton Innere Medizin beantwortet.

Klinisch-wissenschaftliche Doppelkarrieren sind anspruchsvoll. Wer sowohl führend in der Forschung tätig ist als auch eine klinische Einrichtung leitet, übt gleich zwei Berufe statt einem aus. Die beiden Gäste der neuen Folge des Podcasts O-Ton Innere Medizin haben diese doppelte Laufbahn beide eindrucksvoll beschritten: Prof. Dr. Anna-Lena Illert ist führende Expertin auf dem Gebiet der translationalen personalisierten Onkologie und leitet das Zentrum für Personalisierte Medizin am Universitätsklinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Prof. Dr. Nisar Malek ist ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum in Tübingen und leitet dort die Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Gastrointestinale Onkologie, Infektiologie und Geriatrie. Beide sind heute genau dort, wo sie hinwollten, bestätigen sie. 

Fragt man die beiden, wie die klinisch-wissenschaftliche Karriere gelingt, nennen sie vor allem drei Dinge, ohne die es nicht geht: Begeisterung für das entsprechende Fach, Selbstverantwortung und klare Ziele, die nicht zu niedrig gesteckt sind. „Es sollte nicht lauten, ärztlicher Direktor zu werden, sondern Leberkrebs zu heilen“, erklärt Prof. Malek.  

Doch den einen festen Karriereweg gebe es heute nicht mehr, sind sich beide einig. Früher habe man in der Postdoc-Phase noch ins Ausland gehen müssen, um sich wissenschaftlich zu entwickeln, am besten in die USA. 

Auslandsaufenthalte nicht zwingend, aber sinnvoll

Heute seien in Deutschland und Europa starke Forschungsstandorte vorhanden. Ob Tübingen oder München, England oder Schweden – man müsse nicht allzu weit reisen. Prof. Illert und Prof. Malek empfanden ihre USA-Aufenthalte trotzdem als sehr bereichernd: „Es ist wichtig, um mal den Blick in ein anderes System zu erleben: Was ist gut, was ist schlecht, was würde ich beibehalten, was würde ich anders machen? Und wenn man an einen neuen Standort zurückkommt, dann hat man auch die Kraft und den Ruck, Sachen umzusetzen“, so Prof. Illert.

Man könnte meinen, dass es nach der Rückkehr entscheidend sei, intensiv zu netzwerken. Doch noch wichtiger sei es, zunächst die eigene akademische Exzellenz weiterzuentwickeln und zu zeigen, dass man als eigenständige wissenschaftliche Persönlichkeit wahrzunehmen ist, meinen die beiden Professoren. Je weiter man dabei komme, desto relevanter werde das Netzwerken. Als wichtigsten Zugang zu Kontakten betrachten die beiden Stipendien und andere Förderprogramme. „Exzellenzförderung ist die Peer-Group, die wir haben“, betont Prof. Illert. 

Allerdings beobachtet sie geschlechtsspezifische Unterschiede. Wissenschaftlerinnen trauten sich oft nicht, sich auf Stipendien zu bewerben und gelangten dadurch schwieriger in die entsprechenden Netzwerke. Sie rät jungen Kolleginnen daher, sich auch dann auf Förderungen zu bewerben, wenn noch nicht alle geforderten Punkte vollständig erfüllt sind. Außerdem sei es sinnvoll, sich Mentorinnen und Mentoren zu suchen, indem man aktiv dort um Rat fragt, wo man selbst hin möchte. Auch für ihre Karriere seien ehrliche Rückmeldungen kostbar gewesen, etwa um einschätzen zu können, wann die wissenschaftliche Exzellenz als hoch genug erachtet wird, um sich auf Förderungen zu bewerben, um die man sich nur einmal im Leben bewerben darf.

Heute freuen sich Prof. Illert und Prof. Malek, wenn sie selbst talentierte Nachwuchskräfte bei ihrem Werdegang unterstützen können.  Welche weiteren Ratschläge die beiden haben und ob man die Familie mit einer klinisch-wissenschaftlichen Laufbahn vereinbaren kann, hören Sie in der neuen Podcastfolge.  

Medical-Tribune-Bericht

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