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Abstriche beim Wunschpreis Praxisverkauf sichert Ärzten die Altersvorsorge nur zum Teil

Praxismanagement , Geld und Steuern Autor: Michael Reischmann

Die Vorstellungen zum Verkaufspreis müssen viele Haus- und Fachärzte mit der Zeit reduzieren. Die Vorstellungen zum Verkaufspreis müssen viele Haus- und Fachärzte mit der Zeit reduzieren. © Zerbor – stock.adobe.com
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Das Nahen des Renteneintrittsalters ist für jeden zweiten Hausarzt der Anlass, die Abgabe seiner Praxis einzuleiten. Andere Gründe sind z.B., mehr Zeit oder weniger Arbeit haben zu wollen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage.

Die Übergabe einer Praxis oder Apotheke dauert im Schnitt 20 Monate. Das ist der Erfahrungswert von 200 Ex-Selbstständigen, die die Deutsche Apotheker- und Ärztebank von einem Marktforschungsinstitut vom 7.7.–.7.8.23 online befragen ließ. Rekrutiert wurden Privatkunden der Bank – jeweils 100 Allgemein-, Fach- und Zahnärzte sowie Pharmazeuten. Diese Gruppen bestanden wiederum jeweils zur Hälfte aus Selbstständigen, die ihre Praxis/Apotheke in den nächsten sechs Jahren abgeben werden, bzw. Ex-Selbstständigen, die das schon in den letzten zehn Jahren getan haben. So ließen sich „Wunsch und Wirklichkeit“ vergleichen

Demnach veranschlagen die Abgabewilligen sogar 28 Monate für die Abwicklung der Betriebsübergabe. Während vielfach zwei Jahre für ein gemeinsames Arbeiten mit dem Nachfolger angestrebt werden, sagen 31 %, dass sie direkt aufhören wollen. Tatsächlich gaben von den 200 befragten Ex-Selbstständigen 63 % der Frauen und 49 % der Männer an, dass sie sofort ausgestiegen sind.

Insbesondere das Erreichen des Renteneintrittsalters und der Wunsch, das Leben genießen zu wollen, werden von Haus- und Fachärzten als häufigste Gründe angegeben, den Abgabeprozess einzuleiten. Mit einem attraktiven Angebot, dass sie nicht ausschlagen können – vielleicht von einem MVZ-Investor? – rechnen 28 % der Fachärzte. Und 22 % haben es auch bekommen. Die Hausärzte sind da realistisch pessimistischer. Bei ihnen lauten die entsprechenden Zahlen 8 % und 6 %.

69 % der Mediziner und Pharmazeuten glauben, dass sie (eher) große Schwierigkeiten haben werden, Interessenten für die Praxis bzw. Apotheke zu finden. Dass es bei ihnen wirklich so war, bestätigen aber nur 37 % derjenigen, die den Verkauf längst absolviert haben. 52 % teilen mit, dass die Schwierigkeiten eher gering waren. 53 % der künftigen Ruheständler befürchten, dass es schwierig wird, einen guten Erlös zu erzielen. Das war aber nur bei 24 % der Ex-Selbstständigen der Fall.

An wen wurde die Praxis letztlich abgegeben? 52 % der hausärztlichen Ex-Chefs und 47 % der Fachärzte sagen: Die Übergabe erfolgte an eine ihnen vorher unbekannte Person. Bei den Hausärzten kamen zu 31 % kooperierende Kollegen zum Zug. Dasselbe galt bei 26 % der Fachärzte. Nur 7 % der Hausärzte fanden den Nachfolger in der eigenen Familie (Fachärzte: 2 %). 17 % bzw. 23 % gelang dies in ihrem „persönlichen Netzwerk“. Immerhin 11 % der befragten Mediziner und Apotheker berichten, dass sie ihren Betrieb ohne Nachfolger auflösen mussten. 

Praxisnachfolger sind eher selten in der Familie zu finden

36 % der verkaufswilligen Mediziner und Apotheker gehen davon aus, dass für sie das beste Angebot entscheidend sein wird. Eine Übergabe innerhalb der Familie peilen nur jeweils 6 % der Haus- und Fachärzte an. 61 % bzw. 58 % können die Nachfolge nicht absehen.

Gefragt, was zentrale Gründe wären, ihre Praxis an ein investorenbetriebenes MVZ abzugeben, nennen 59 % der Allgemein-, Fach- und Zahnärzte das Risiko, „keine geeignete Person“ für die Nachfolge zu finden, 41 % einen höheren Verkaufspreis und 30 % die professionelle Abwicklung (Mehrfachnennungen). Dass eine Abgabe an ein iMVZ „für mich nicht infrage kommt“, bestätigt nur jeder Fünfte.

Die Apobank interessierte auch, ob die Ex-Selbstständigen ihre Wunschpreise erzielen konnten. 36 % der Hausärzte und 50 % der Fachärzte ist dies nach eigenen Angaben gelungen. 58 % bzw. 40 % erklärten, dass sie ihre Vorstellungen zum Verkaufspreis im Laufe der Zeit reduzieren mussten.

Und hat es geholfen, vor dem Praxis-/Apothekenverkauf in den Betrieb zu investieren, um dessen Wert zu steigen? Jeder zweite Mediziner oder Pharmazeut hat darauf verzichtet. Von den Ex-Hausärzten, die vor der Praxisabgabe in Digitalisierung, Personalentwicklung, Renovierung/Energiesparmaßnahmen oder neue Geräte bzw. Einrichtung investiert haben, sagen 40 %, es habe sich gelohnt, und 20 % notieren „äußerst gelohnt“. Bei den Fachärzten geben dies 32 % und 27 % an.

Und wofür haben die Verkäufer ihren Erlös vorrangig genutzt? Mit jeweils etwas über 40 % der Nennungen liegen „Finanzierung des Ruhestands“ und „längerfristige Vermögensbildung“ vorne. Jeder Fünfte erwähnt Hobbys und Reisen und jeder Vierte Investitionen in Immobilien, aber auch Schenkungen/Erbe. Dass am Arbeitsende noch Schulden getilgt werden müssen, komme ziemlich selten vor, sagt Apobank-Praxisberater Carsten Bauer.

Dass der Verkaufserlös in „hohem Umfang“ die private Altersvorsorge deckt, sagt jeder vierte Ex-Selbstständige. 57 % sehen das nur „zum Teil“ erfüllt und 14 % gar nicht. Die Verkaufswilligen schätzen das ähnlich ein (27, 51 und 19 %).

Der Verkaufserlös werde von vielen Abgabewilligen nicht mehr als fixer Baustein der Altersvorsorge gesehen, erzählt Bauer. Die Einstellung neigt zu: „Schön, wenn noch etwas dabei herauskommt.“ Einfluss darauf habe auch das vermehrte Angebot durch die Babyboomer, die jetzt in Rente gehen. Administrative Belastungen und Personalmangel führten vielleicht ebenfalls dazu, dass der Gedanke der Praxisabgabe bei manchem früher aufkomme.

Die Apobank unterhält eine Praxisbörse für Suchende und Anbieter. Mit einer Datenbank für eine Marktpreisanalyse nach Postleitzahlen kann sie Praxisbewertungen unterstützen. Zum Service gehören das Erstellen eines „Abgabefahrplans“ und diskrete Vermittlungen, z.B. weil ein Inhaber seine Mitarbeiter nicht zu einem frühen Zeitpunkt mit Anzeigen verunsichern möchte.

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