Sinusitis: Wann bei Nebenhöhlenentzündungen eingegriffen werden muss

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Eine chronische Sinusitis beruht nicht auf einer Infektion. Eine chronische Sinusitis beruht nicht auf einer Infektion. © iStock/PeopleImages

Eine Nebenhöhlenentzündung verläuft in der Regel harmlos. Dennoch sind schwere Komplikationen wie die Osteomyelitis möglich. HNO-Experten erläutern, in welchen Fällen Sie eingreifen müssen.

Bei der akuten eitrigen Sinusitis tummeln sich vorwiegend Streptococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae. Manchmal kommen aber auch Viren ins Spiel. Die Bestimmung des C-reaktiven Proteins erleichtert die Differenzierung zwischen viraler und bakterieller Genese.

Antibiose bei erhöhtem CRP oder starken Schmerzen

Eine mikrobiologische Diagnostik wird nur im Falle nosokomialer Infektionen benötigt, heißt es in der aktualisierten Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie unter Führung von Professor Dr. Pierre Federspil, Homburg/Saar.

Patienten mit unkompliziertem Verlauf brauchen kein Antibiotikum. Bei starken Schmerzen bzw. erhöhtem CRP (Schnelltest) empfehlen die Autoren die Gabe von Amoxicillin. Alternativ kommen z.B. Cefpodoxim, Cefuroximaxetil oder Makrolide in Betracht, ab dem 9. Lebensjahr auch Doxycyclin. Wenn Komplikationen drohen, sollte man das Aminopenicillin durch einen Betalaktamase-Inhibitor ergänzen.

Im Gegensatz zur akuten eitrigen Sinusitis ist die chronische Nebenhöhlenentzündung keine Infektionskrankheit. Betroffene erhalten primär Steroidspray und Nasendusche, bei Bedarf eine OP. Eine immunmodulierende Langzeittherapie bietet sich im Einzelfall an: Patienten mit Nasenpolypen können von einer dreiwöchigen Therapie mit Doxycyclin profitieren. Gegen die nicht-polypöse Sinusitis hilft oft eine dreimonatige Makrolid-Gabe.

Bei der purulenten Exazerbation einer chronischen Sinusitis handelt es sich hingegen sehr wohl um eine Infektionskrankheit. Die Palette der Erreger reicht von Staph. aureus und S. pneumoniae bis zu An­aerobiern. Eine Erreger-Diagnostik verspricht nur bei geeignetem Probenmaterial Erfolg. Therapeutisch setzt die Leitlinie primär auf die Kombination von Aminopenicillin und Betalaktamase-Inhibitor. Alternativ kommen wie bei akuter Entzündung z.B. Cefpodoxim oder Cotrimoxazol infrage, ab dem 9. Lebensjahr wieder Doxycyclin.

Lebensgefahr droht durch orbitale Sinusitis-Komplikationen und die Stirnbein-Osteomyelitis. Beide erfordern eine mikrobiologische Abklärung (ggf. Blutkultur). Behandelt wird primär intravenös mit einem Aminopenicillin plus Betalaktamase-Inhibitor oder Cephalosporin plus Clindamycin bzw. Metronidazol, alternativ z.B. mit Piperacillin/Tazobactam. In besonders schweren Fällen raten die Experten zur Kombination mit einem Aminoglykosid oder Fluorchinolon, bei erhöhtem MRSA-Risiko mit einem entsprechend wirksamen Antibiotikum. Nicht vergessen: die operative Sanierung der Nebenhöhlen.

Weitere brisante Nebenhöhlenerkrankungen sind die odontogene Sinusitis maxillaris und Osteomyelitis (Mittelgesicht, Unterkiefer). Meist liegt eine Mischinfektion mit Streptokokken und Anaerobiern vor. Eine Erregerdiagnostik muss man nur bei einer Osteomyelitis, in Zweifelsfällen und bei kompliziertem Verlauf durchführen. Therapeutisch gilt es zunächst, den Zahnfokus und die Osteomyelitis zu sanieren. Die Antibiotikatherapie (Aminopenicillin plus Betalaktamase-Inhibitor) erfolgt nur begleitend.

Druckschmerz als Alarmzeichen

Keine Sinusitis-Folge, aber auch nicht ungefährlich: der Nasenfurunkel, meist verursacht durch Staph. aureus. Nur schwere Fälle erfordern eine mikrobiologische Diagnostik. Die Therapie erfolgt primär topisch mit einem Antiseptikum oder Antibiotikum, ggf. ergänzt durch eine Stichinzision. Falls es zu einer Phlegmone kommt, wird die systemische Behandlung mit einem Cephalosporin empfohlen. Die Leitlinie warnt vor kritischen Zeichen wie Druckschmerzen über dem medialen Augenwinkel (Thrombose der V. angularis) und Meningitis-Zeichen. In beiden Fällen ist eine stationäre intravenöse Therapie einschließlich Heparinisierung indiziert, eventuell muss man die V. angularis operativ unterbinden.

Quelle: S2K-Leitlinie „Antibiotika-Therapie bei HNO-Infektionen“, AWMF-Register-Nummer 017/066, www.awmf.org