
„Wir sind die Schnittstelle“ So wichtig ist eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Arztpraxen und Apotheken

Gerade bei Bagatellerkrankungen könnten Apotheken dem System viele Arzttermine ersparen, wenn man sie entsprechend einbinden würde, betont Milz. Für sie wäre es denkbar, dass Praxen Patientinnen und Patienten, die keiner ärztlichen Behandlung bedürfen, in die Apotheke überweisen. Und Apotheken wiederum diejenigen Patientinnen und Patienten, die in die Praxis gehören, dorthin schicken können. Dafür müsste der Gesetzgeber allerdings den notwendigen Rahmen schaffen, sodass beide Parteien auch finanziell davon profitierten, so Milz.
Ein großes Thema der letzten Zeit ist das E-Rezept. Es soll den Arbeitsalltag in Praxis und Apotheke vereinfachen. Doch in der Realität fehlt oft die Routine oder es treten technische Probleme auf. In der Regel lassen sich diese gemeinsam gut lösen. Es sei wichtig, zu erkennen, dass für die Patientinnen und Patienten der Weg erst endet, wenn sie ihr Medikament in der Hand halten – und nicht bereits, sobald sie die Praxis verlassen, erklärt Milz.
Auch Rückfragen zu Verordnungen, Wechselwirkungen oder Lieferengpässen sind in Apotheken an der Tagesordnung. Da hilft nur eine unkomplizierte Kommunikation. Den Arztpraxen müsse laut Milz klar sein: „Wir rufen nicht an, weil uns langweilig ist. Wir rufen nur an, wenn wir an der Stelle ohne ärztliche Unterschrift oder sonst irgendwie nicht weiterkommen.“ In vielen Fällen reiche ein kurzer Anruf, um ein Problem zu lösen – etwa, wenn das verordnete Medikament nicht lieferbar ist und ein Ersatzpräparat nötig wird.
Seit einiger Zeit dürfen Apothekerinnen und Apotheker auch impfen, etwa gegen Influenza oder COVID-19. Das werde in der Regel von allen Parteien gut angenommen und entlaste Arztpraxen. „Ich habe es von Anfang an sehr positiv gesehen und konnte auch immer den Ärzten ihre Befürchtungen nehmen, weil wir andere Patienten impfen“, so Milz. In Apotheken würden z. B. Menschen vakziniert, die gar keine Hausarztpraxis haben, bei denen also der Zugang zur Impfung ansonsten fehlen würde.
Apotheken können laut Milz als wichtige Schnittstelle zwischen den Patientinnen und Patienten und den Arztpraxen dienen. „Wir haben einen hohen Anteil an Patienten mit Kundenkarten, von denen wir mehr oder weniger die gesamte Medikation kennen“, berichtet sie. Manche Arztpraxen hätten diese vollumfängliche Übersicht nicht und seien froh, wenn sie die fehlenden Informationen von der Apotheke erhalten.
Was Milz sich von den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen wünscht? Vor allem Offenheit und kurze Wege der Kommunikation. Wer die Apotheke als Partner versteht und sich mit ihr vernetzt, könne die Patientenversorgung deutlich verbessern. Wie das gelingen kann und wo noch Stolpersteine liegen, erfahren Sie in der aktuellen Folge von O-Ton Allgemeinmedizin. Hören Sie rein!
Quelle: Medical-Tribune-Bericht
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