Wenn die Praxis-Homepage gekapert wird: Hackerangriffe auf Webseiten – und was Sie dagegen unternehmen müssen
Irgendwann ist es soweit: Sie wollen auf Ihre Website gehen und sehen Texte oder Bilder, die Sie nie eingestellt haben, wie z.B. einen Totenkopf oder die Meldung „You are hacked“. Oder Sie rufen Ihre Praxiswebsite auf und werden auf eine fremde – und dubios erscheinende – Site weitergeleitet. Auch möglich: Ein (verärgerter) Besucher beschwert sich über eine Viruswarnung seines Browsers oder seiner Antivirensoftware, nachdem er die Praxiswebsite aufgerufen hat. Vielleicht ist der Virus tatsächlich auf Ihrem Rechner, vielleicht hat der Virus seines Rechners aber auch Ihre Website infiziert, weil Ihr Antivirenprogramm nicht auf dem neuesten Stand ist. Besonders kritisch wird es, wenn Ihr Webhoster Sie darüber informiert, dass er Ihre Website abgeschaltet hat, weil Sie massenhaft Spam-Mails verschicken oder Schadprogramme verbreiten.
Auch „Normal-Sterbliche“ sind nicht sicher vor Hackern!
Klingt nicht gut? Ist es auch nicht. Wahrscheinlich fragen Sie sich in solchen Fällen zunächst, wer es auf Sie abgesehen hat. War das ein verärgerter Patient, ein neidischer Kollege oder wollen ein paar Jugendliche ihre Fähigkeiten testen, sogenannte Skript Kiddies? In der Regel trifft nichts davon zu, erklärt Dr. Christine Trutt-Ibing, eine Medizinerin, die seit 2009 im Anschluss an ihre mehrjährige Praxiserfahrung Internetlösungen für Niedergelassene entwickelt. „Die meisten Hackerangriffe erfolgen heute automatisiert aus dem Internet. Dabei checken kleine Computerprogramme Zigtausende Websites auf mögliche Schwachstellen wie z.B. zu kurze oder zu einfache Passwörter ab,“ erklärt sie. Möglich sei auch, dass sich die Botprogramme Sicherheitslücken in einem der CMS-Systeme wie WordPress, Joomla™, Typo 3 und Drupal suchen, die sie dann zielgerichtet für Hackerangriffe nutzen. Dass es hier nicht um Sonderfälle geht, die nichts mit uns „Sterblichen“ zu tun haben, zeigt zum Beispiel der Vorfall im November 2016, als über 900 000 Kunden der Deutschen Telekom keine Internetverbindung mehr hatten. Viele waren sogar von der IP-basierten Telefon- und TV-Nutzung abgeschnitten. Ursache war ein weltweiter Hackerangriff, der eine bestimmte Sicherheitslücke in den betroffenen Routern genutzt hatte, um diese als Botnetz für koordinierte Angriffe auf andere Systeme zu verwenden.
Erste Handlung: Website vom Netz nehmen
Erfolgt ein Angriff auf Ihre Praxiswebsite, sitzen die Auftraggeber also wahrscheinlich im Ausland und haben es gar nicht speziell auf Sie abgesehen: Die gehackten Seiten werden für kriminelle Zwecke eingesetzt, z.B. als Verteiler für Schad-Programme wie Computerviren oder Trojaner oder auch als Spamverteiler, die unbemerkt Phishing-Mails in die digitale Welt hinausschicken, um z.B. Bankzugangsdaten abzufischen. Andere Botnets, die sich aus diesen gehackten Seiten zusammensetzen, helfen kriminellen Gruppen, an sensible Nutzerdaten heranzukommen, die sie entweder direkt gewinnbringend einsetzen oder im Darknet zu Geld machen. Um weiteren Schaden zu verhindern, rät Dr. Christine Trutt-Ibing, sollten Sie, wenn ein Angriff erfolgt ist, sofort Ihre Website aus dem Netz nehmen (lassen). Danach muss analysiert werden, wie der Angriff erfolgte und vor allem, wann die Website gehackt wurde. Das Wissen um das Datum brauchen Sie, denn die Website muss aus einer Sicherungskopie hochgeladen werden, die vor dem Hackerangriff erstellt wurde – denn manche Viren „schlafen“ zunächst für eine bestimmte Zeit, bevor sie aktiv werden. Laden Sie eine zu junge Sicherung hoch, besteht die Gefahr, dass diese den Virus bereits in sich birgt. Außerdem wichtig ist ein Update auf die neueste Programmversion – das gilt insbesondere auch für eingesetzte Erweiterungen! Unabdingbar ist zudem die Änderung aller Passwörter (Logins, FTP). Am besten wenden Sie sich dazu an die Agentur, die Ihre Website betreut, oder an einen entsprechend spezialisierten Dienstleister.Drei Regeln helfen, das Schlimmste zu verhindern
Hundertprozentig schützen vor einem Hackerangriff kann man sich leider nicht. Auch Firmen mit eigenen IT-Abteilungen sind davor nicht gefeit. Um jedoch im Fall der Fälle den Schaden so gering wie möglich zu halten, gibt es drei goldene Regeln, um die Sicherheit zu erhöhen, sagt Dr. Christine Trutt-Ibing:- verwenden Sie sichere Passwörter
- halten Sie Ihr Programm immer auf dem aktuellen Stand
- fertigen Sie regelmäßig Sicherungskopien an
Zum Schutz Ihrer Patienten
Sicher ist: Wer Daten seiner Patienten auf welchem Weg auch immer über das Internet schickt, sollte sich dieses Risikos und der damit verbundenen Verantwortung bewusst sein. Und: Weisen Sie Ihre Patienten darauf hin, dass normale Mails mitgelesen werden können wie eine Postkarte – womit sich eigentlich jede (unverschlüsselte) Kommunikation über das Netz verbietet.