Akute Pankreatitis: Worauf es bei der Therapie ankommt
Heftige Bauchschmerzen, die in den Rücken ausstrahlen, ggf. begleitet von Übelkeit, Erbrechen und Fieber – dies sind die typischen Beschwerden einer akuten Pankreatitis. Der Schmerz ist meist anhaltend und wird durch Essen und Trinken, aber auch durch Liegen in Rückenlage verstärkt.
In etwa 80 % der Fälle verläuft die akute Pankreatitis mild bis mittelschwer. Liegt eine milde Erkrankung vor, verschwindet die Entzündung meist von allein. In der Regel können Betroffene das Krankenhaus nach einer Woche verlassen. Bereits bei mittelschweren Verläufen verlängert sich die Verweildauer teilweise deutlich, berichten Dr. Michael Mederos vom Department of Surgery an der David Geffen School of Medicine in Los Angeles und Kollegen. Ein Fünftel der Patienten sind von einer schweren Erkrankung betroffen. Bei ihnen klettert die Mortalität auf 20 %.
Die häufigste Ursache für Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sind Gallensteine, die für bis zu ein Drittel der Erkrankungen verantwortlich gemacht werden. An zweiter Stelle mit bis zu einem Viertel der Fälle steht Alkoholkonsum. Darauf folgen seltenere Auslöser wie Hypertriglyzeridämie, Hyperkalzämie, Infektionen oder Medikamente. Auch genetische Faktoren spielen eine Rolle.
In der Anamnese sollte man Patienten deshalb gezielt nach solchen Risikofaktoren fragen: Ist ein Gallensteinleiden bekannt? Gab es Pankreatitiden in der Familie oder hat der Patient selbst bereits eine entsprechende Episode durchlebt? Wie sieht es mit dem Alkoholkonsum aus?
Bei V.a. eine autoimmune Genese IgG4 bestimmen
Bei der körperlichen Untersuchung zeigt sich das Abdomen von Betroffenen häufig aufgebläht und gespannt, die Darmgeräusche sind vermindert. Zu einem kontralateralen Loslassschmerz kommt es meist nicht, erklären die Kollegen. Labordiagnostisch können Amylase, Lipase und Leberwerte hilfreich sein. Ggf. lässt sich über die Blutwerte die Ursache für die Entzündung erkennen, z.B. im Fall einer Hyperkalzämie, bei Gallensteinen (Bilirubin und/oder alkalische Phosphatase erhöht) oder einer Hypertriglyzeridämie. Bei V.a. eine autoimmune Pankreatitis lohnt sich die Serum-IgG4-Bestimmung. Einen Ultraschall sollte man in jedem Fall durchführen, CT oder MRT sind – wenn überhaupt – erst im weiteren Verlauf der Erkrankung sinnvoll, nicht aber im Initialstadium.
Laut der sog. Atlanta-Klassifikation müssen für die Diagnose einer akuten Pankreatitis zwei der folgenden drei Kriterien erfüllt sein:
- typische Bauchschmerzen
- Serumamylase und/oder -lipase um den Faktor > 3 über Normalwert erhöht
- CT- oder MRT-Befund in Einklang mit einer Pankreatitis
In etwa 80 % der Fälle reichen die ersten beiden Kriterien für die Diagnose aus, betonen Dr. Mederos und Kollegen.
Man unterscheidet zwischen der ödematösen und der nekrotisierenden Pankreatitis sowie zwischen milden, mittelschweren und schweren Verläufen der Entzündung.
Ödematöse vs. nekrotisierende Pankreatitis
CT erst bei fortgeschrittener Erkrankung sinnvoll
Die CT wird erst im Verlauf der Erkrankung relevant. Im frühen Stadium (d.h. weniger als 72 h nach Symptombeginn) bringt sie keinen Mehrwert. Bei fortgeschrittener Entzündung lässt sich die Krankheitsschwere z.B. mittels CT-Severity-Index bestimmen. Die Therapie stützt sich auf zwei wesentliche Pfeiler: die frühe intensive Flüssigkeitssubstitution und Ernährung. Wann immer möglich, sollte bei letzterer der enteralen Versorgung der Vorzug gegeben werden. Im Vergleich zur parenteralen Ernährung senkt diese das Risiko für Tod, Organversagen und systemische Entzündungen. Auch nach überstandener Erkrankung besteht das Risiko für erneute Episoden einer akuten Pankreatitis oder für das Fortschreiten zur chronischen Entzündung. Bis zu 35 % der Patienten entwickeln eine exokrine Pankreasinsuffizienz. Daher ist es wichtig, Risikofaktoren zu eliminieren oder zumindest zu reduzieren. Bei Patienten, bei denen der Pankreatitis ein Gallensteinleiden zugrunde liegt, wird eine Cholezystektomie durchgeführt. Alkohol und Zigaretten gilt es möglichst zu meiden. Wer unter Hypertriglyzeridämie leidet, sollte eine Ernährungsberatung erhalten, gegebenenfalls sind zusätzlich Medikamente notwendig, um die Blutfette zu senken (z.B. Fibrate oder Statine).Quelle: Mederos MA et al. JAMA 2021; 325: 382-390; DOI: 10.1001/jama.2020.20317