Atemmaske lässt Senioren mit obstruktiver Schlafapnoe länger leben
Die Diagnose einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) verlangt schon ein gewisses ärztliches Engagement. Was Schnarchen und Atempausen angeht, sollte man sich nicht auf die Antworten in Fragebogen, die Eigen- und/oder Fremdanamnese verlassen, sondern die OSA per Poly(somno)graphie nachweisen. Das bedeutet auch, das Ergebnis nicht per Computer beurteilen zu lassen, sondern das Protokoll manuell auszuwerten, betonte Dr. Sven Stieglitz vom Wuppertaler Lungenzentrum am Petrus-Krankenhaus.
Ältere Patienten leiden nicht nur häufig unter einer obstruktiven Schlafapnoe – in einer Schweizer Studie hatten rund 60 % der über 60-Jährigen einen Apnoe-Hypopnoe-Index > 15. Sie sind durch die OSA auch erheblich beeinträchtigt. So ergab eine US-Studie mit 302 Frauen im mittleren Alter von 82 Jahren, dass mit dem OSA-Schweregrad die Fähigkeit, Alltagsaufgaben wie Hausarbeit, Einkaufen und Zubereiten von Mahlzeiten zu bewältigen, zurückgeht.
Ältere könnten also durchaus von einer Therapie profitieren, und das vermutlich auch im Hinblick auf kognitiven Leistungsverlust und Demenz; jedenfalls bauen Senioren mit Schlafapnoe geistig schneller ab. Dass eine erfolgreiche Therapie der OSA Leben verlängert, zeigte eine Kohortenstudie an 130 Patienten im Durchschnittsalter von knapp 78 Jahren. Diejenigen, die eine CPAP-Maske benutzten, hatten einen signifikanten Überlebensvorteil. Von ihnen lebten nach elf Jahren noch 94 %, von denen ohne Therapie war jeder Dritte gestorben.
Weniger Apnoephasen durch ADHS-Medikament
Natürlich stehen im höheren Lebensalter die gesundheitlichen Folgen der OSA weniger im Vordergrund als bei jungen Patienten. Auch dürfte die Effektstärke einer Therapie geringer sein. Dafür zeigen die Senioren eine wesentlich bessere Adhärenz, betonte Dr. Stieglitz. Zwei von drei Patienten der erwähnten Studie trugen die Maske in mehr als fünf Nächten mindestens vier Stunden pro Nacht. Dies gilt als Voraussetzung für eine gute Wirksamkeit in puncto Tagesschläfrigkeit. Denen, die mit der CPAP nicht zurechtkommen, könne man ein Kinnband empfehlen.
Außerdem scheint eine medikamentöse Therapie für die obstruktive Schlafapnoe in Sicht, sagte der Kollege. Erprobt wird z.B. eine Kombination aus dem eigentlich bei überaktiver Blase eingesetzten Oxybutynin und dem aus der ADHS-Therapie stammenden Atomoxetin. In einer Pilotstudie im Cross-over-Design gingen die Apnoe-Hypopnoe-Episoden um 63 % zurück.
Quelle: 60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP)