Bitterer Nachgeschmack: Haarausfall nach Kürbisverzehr
Vielen Hobbygärtnern ist es bekannt: Kürbisse und Zucchini aus eigenem Anbau schmecken manchmal bitter. So bitter, dass sie dann oft auf dem Kompost enden. Und das ist gut so, denn der Geschmack stammt von zytotoxischen Cucurbitacin-Derivaten, die bei Verzehr von größeren Mengen typischerweise Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle auslösen können.
Bei kommerziellen Sorten sind die in den Wildformen vorkommenden Cucurbitacin-synthetisierenden Gene herausgezüchtet. Durch spontane Rückmutation oder Kreuzbefruchtung mit Wildsorten bzw. Zierkürbissen im eigenen Garten können aber auch die genmodulierten Esskürbisse die bitteren Triterpen-Abkömmlinge wieder selber herstellen und ihr Fruchtfleisch damit ungenießbar machen.
Zum ersten Mal berichten französische Wissenschaftler jetzt von zwei unabhängig voneinander aufgetretenen Fällen, in denen jeweils eine Frau nach Verzehr von Bitterkürbissen zusätzlich zu den bekannten, teilweise schweren gastrointestinalen Symptomen auch noch Haarausfall bekam. Familienangehörige, die die Kürbismahlzeit aufgrund des bitteren Geschmacks weitestgehend verschmäht hatten, blieben verschont.
Die Patientinnen reagierten unmittelbar nach dem Verzehr mit Erbrechen und Durchfall und verloren ein bis drei Wochen später massiv Kopf-, Scham- und Achselhaare. Bei den verbliebenen Kopfhaaren imponierte eine Trichorrhexis nodosa. Therapeutisch ließ sich nichts mehr machen. Mit etwas Geduld war die Sache ausgestanden und nach einiger Zeit wuchsen beiden die Haare in gewohnter Manier nach.
Bitterstoffe entfalten wohl eine antimitotische Wirkung
Das Phänomen tritt selten auf. Noch am ehesten beschrieben ist es für Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), Ruhmeskrone (Gloriosa superba) sowie für Weißkopfmimose (Leucaena leucocephalia) und für südamerikanische Paradiesnüsse (Lecythis ollaria). Verantwortlich für die toxischen Effekte sind vermutlich antimitotisch wirksame Inhaltsstoffe.
Quelle: Assouly P. JAMA Dermatol 2018; online first