Cannabis-Legalisierung führt 36 % mehr Erwachsene in die Abhängigkeit
Haschisch und Marihuana sind keine harmlosen Genuss-Drogen. Daran besteht für Dr. Magdalena Cerdá von der Abteilung für Epidemiologie der Universität New York und ihre Kollegen kein Zweifel. Der Langzeit-Gebrauch sei oft mit substanziellen Folgen verbunden. Dazu zählen psychische und körperliche Probleme, schlechtere Ausbildung, sozialer Abstieg, Arbeitslosigkeit und Verkehrsunfälle. Das Team analysierte den Effekt der Legalisierung anhand der Umfrageergebnisse zum Drogenkonsum von 505 796 US-Amerikanern. Untersucht wurde der Zeitraum 2008–2016 in verschiedenen Altersgruppen.
In den Bundesstaaten, die sich für die Legalisierung entschieden, stiegen die Fälle einer cannabis use disorder (CUD, zu Deutsch Abhängigkeit) bei den mindestens 26 Jahre alten Konsumenten von 0,9 % auf 1,2 %. Die Zahl derer, die im vergangenen Monat zum Joint gegriffen hatten, nahm um 28 % zu, der Anteil der Gewohnheits-Kiffer (max. zehn Abstinenztage im Monat) stieg um 24 %. Dass gerade ältere Semester betroffen sind, führen die Kollegen auf die Freigabe ab dem 21. Lebensjahr zurück. Bei den 18- bis 25-jährigen Studienteilnehmern scheint ein Ceiling-Effekt dafür zu sorgen, dass die Legalisierung den Konsum nicht beeinflusste. Wer unter 21 ist und kiffen will, nutzt dafür andere Quellen, folgern Dr. Cerdá und Kollegen.
Das ist ein Anlass, sich Sorgen zu machen, warnen Dr. Richard A. Grucza und Dr. Andrew D. Plunk in einem begleitenden Kommentar. Jeder vierte Abhängige scheitere bei dem Versuch, die Finger von den Drogen zu lassen. Die Situation sei zwar bisher weniger dramatisch als gedacht, allerdings dürfe man nicht ignorieren, dass in der Gruppe der 12- bis 17-jährigen Befragten, die CUD-Fälle insgesamt nach der Freigabe auf 2,72 % anstiegen. Das ist 25 % mehr als in Staaten mit anderen Regelungen, betonen Dr. Cerdá und ihr Team. Bei Jugendlichen, die im vergangenen Jahr regelmäßig Cannabis konsumierten, stieg der Anteil der CUD-Fälle auf 27 %. Zwar ließ sich das Ergebnis in dieser Altersgruppe nicht eindeutig auf den Regierungsbeschluss zurückführen, aber die Tendenzen sollten Anlass sein, die weiteren Folgen der Strategie genau zu beobachten.
Quellen:
1. Cerdá M et al. JAMA Psychiatry 2019; DOI: doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2019.3254
2. Grucza RA, Plunk AD. A.a.O.; DOI: doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2019.3252