Orale Stuhltransplantation Colitis ulcerosa ausgebremst
Patienten mit aktiver Colitis ulcerosa profitieren möglicherweise von einem oral verabreichten Stuhltransplantat. Der Mikrobiomtransfer im Anschluss an eine Antibiotikatherapie steigerte in einer placebokontrollierten Doppelblindstudie die Remissionsrate.
Eingeschlossen wurden pandemiebedingt nur 35 Patienten. Voraussetzung für die Teilnahme war eine klinisch oder endoskopisch floride Erkrankung. Die Probanden wurden zunächst zwei Wochen lang antibiotisch behandelt. Danach erhielten 15 Patienten über acht Wochen einen fäkalen Mikrobiomtransfer in Kapselform, die übrigen eine entsprechende Scheintherapie.
Nach dieser Induktionsphase zeigte sich ein signifikanter Unterschied: Mit bakterieller Nachhilfe erreichten 53 % der Patienten eine steroidfreie klinische Remission nebst endoskopischer Verbesserung oder Abheilung. Bei den Kontrollen gelang dieser Schritt nur in 15 % der Fälle, so die Autoren.
Unerwünschte Effekte traten in der Placebogruppe häufiger auf als unter der echten Keimbehandlung (85 % vs. 67 %). Sie beschränkten sich aber im Allgemeinen auf leichte gastrointestinale Beschwerden. Ernste Nebenwirkungen, die Zweifel an der Sicherheit wecken könnten, wurden in der Studie nur selten gesehen: Eine Verschlechterung der entzündlichen Darmerkrankung erlebten zwei biologisch behandelte Probanden und einer mit Scheintherapie. Eine rektale Blutung trat nur bei einem Placebopatienten auf.
Insgesamt zehn Patienten erreichten unter der achtwöchigen mikrobiellen Darmunterstützung eine klinische Remission mit endoskopischem Ansprechen. Sie wurden wiederum randomisiert auf zwei Gruppen verteilt: Vier Probanden setzen den oralen Mikrobiomtransfer open label fort, sechs verzichteten auf die therapeutische Keimübertragung. Sämtliche Teilnehmer, die sich auch in der 48-wöchigen Erhaltungsphase mit fremden Bakterien behandelten, befanden sich nach 56 Wochen in einer klinischen, endoskopischen und histologischen Remission. In der Placebogruppe gelang dies keinem.
Quelle: Haifer C et al. Lancet Gastroenterol Hepatol 2022; 7: 141-151; DOI: 10.1016/S2468-1253(21)00400-3