COPD: Offene Kommunikation nimmt verborgene Ängste
Nicht nur Atemnot, Husten, Auswurf und eingeschränkte Leistungsfähigkeit beeinträchtigen die Lebensqualität von Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung. Eine gewichtige Rolle spielen auch Depression, Angst, Panikattacken sowie Ängste hinsichtlich des Lebensendes. Dazu kommt, dass sich COPD-Kranke oft ihrer Erkrankung schämen, etliche geraten in die soziale Isolation. „Da sitze ich am Fenster und schaue den anderen beim Leben zu!“, formulierte es eine Patientin von Professor Dr. Klaus Kenn vom Lehrstuhl für Pneumologische Rehabilitation der Universität Marburg.
Möglicherweise sind dies alles Gründe, warum die Kranken Fragen hinsichtlich ihrer Perspektiven für sich behalten. Dabei wünschen sie sich einer Studie zufolge durchaus mehr Aufklärung über:
- Diagnose und Krankheitsverlauf
- die Bedeutung der Therapie für die Verbesserung von Krankheitssymptomen, Lebensqualität und Verlängerung des Lebens
- zukünftige Behandlungoptionen bei Exazerbationen
- Prognose bzw. Überlebenschancen, Lebensqualität im terminalen Stadium
- die Sterbephase
Eine weitere Untersuchung zeigte bei 132 COPD-Patienten der Stadien II bis IV, dass 65 % Progredienzangst hatten. 94 % wollten Entscheidungen hinsichtlich des Lebensendes selbst treffen, 24 % wünschten sich dazu Gespräche. Tatsächlich waren aber nur 3 % von ihrem Arzt auf das Thema angesprochen worden.
Schmerzen zu befürchten, ist unbegründet
Was diese Arbeit ebenfalls ergab: Mit am meisten fürchteten sich die Kranken vor Schmerzen. Doch diese Sorge ist völlig unbegründet, wie Prof. Kenn betonte. „Ich kenne keinen Grund, warum ein COPD-Patient Schmerzen haben sollte. Nur wenn niemand mit ihm darüber redet, wird die Angst weiter bestehen.“
Der Kollege machte Mut, das vermeintlich heikle Thema Sterben frühzeitig aufs Tapet zu bringen. Denn gelingt die End-of-life-Kommunikation, steigt die Zufriedenheit des Patienten mit der ärztlichen Betreuung. Das konnte schon vor Jahren eine US-Studie mit COPD-Patienten zeigen.
Quelle: 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin