CED Darmkranke beziehen Cannabis oft illegal
Seit 2017 haben Patienten mit einer schweren Erkrankung Anspruch auf die Versorgung mit medizinischem Cannabis. Trotz der schmerzlindernden und antiinflammatorischen Wirkung nutzen allerdings nur wenige Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) diese legale Therapiemöglichkeit.
Mehr als die Hälfte der Anwender bezieht Cannabis vom Schwarzmarkt, wie deutsche Forscher um Dr. Tanja Neufeld von der Sozialstiftung Bamberg berichten. Um den Cannabiskonsum der Personen mit CED in Deutschland zu quantifizieren und die Erfahrungen der Betroffenen abzubilden, befragten sie 181 Patienten mit Colitis ulcerosa und 228 mit Morbus Crohn.
Konsum wird dem Arzt gegenüber verschwiegen
73 Patienten (17,5 %) hatten in der Vergangenheit Cannabis zu Freizeitzwecken konsumiert und in 12 Fällen (2,9 %) dauerte der Konsum noch an. 17 Befragte (4,1 %) gaben an, in der Vergangenheit Cannabis oder Cannabisprodukte zu therapeutischen Zwecken angewendet zu haben, 18 (4,3 %) nutzten aktuell entsprechende Präparate. Die Mehrzahl schätzte die schmerzlindernde und schlaffördernde Wirkung der Selbstmedikation. Auch die Abnahme von Unruhe und Ängsten, die Verbesserung des Appetits sowie die Linderung von Übelkeit und Durchfall zählten zu den als positiv wahrgenommenen Effekten. Unerwünschte Nebenwirkungen umfassten u.a. das Gefühl des „High“-Seins, Benommenheit sowie Mundtrockenheit.
Mehr als drei Viertel der Patienten mit früherem und die Hälfte der Patienten mit aktuellem Cannabiskonsum informieren ihren behandelnden Arzt nicht über die Selbstmedikation, warnen die Studieninitiatoren. Sie geben ferner zu bedenken, dass rund 53 % der Anwender die Cannabisblüten auf dem Schwarzmarkt beschaffen. Die Qualität dieser Präparate sei entsprechend fragwürdig, meinen sie.
Quelle: Neufeld T et al. Z Gastroenterol 2021; 59: 1068-1077; DOI: 10.1055/a-1400-2768