Im Süden Wein, im Osten Schnaps Das Trinkverhalten in Europa ist kulturell tief verwurzelt

Autor: Sabine Debertshäuser

Die Rate für alkoholbedingte Gesundheitsschäden und Sterblichkeit war in Osteuropa deutlich höher als in den sogenannten „Weinländern“. Die Rate für alkoholbedingte Gesundheitsschäden und Sterblichkeit war in Osteuropa deutlich höher als in den sogenannten „Weinländern“. © Rogatnev – stock.adobe.com

Das Trinkverhalten in Europa scheint in getränkespezifische Gruppen und geographische Zonen aufgeteilt zu sein.

Ein internationales Forscherteam hat auf Basis von Daten der WHO die Trinkgewohnheiten in Europa zwischen 2000 und 2019 untersucht. Dabei identifizierten Dr. Daniela Correia vom WHO Regional Office for Europe gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen sechs distinktive Cluster, die sich hauptsächlich durch die Art des alkoholischen Getränks, der Prävalenz des Trinkstatus und die geografische Lage voneinander unterschieden.

In südeuropäischen Ländern wie Frankreich, Griechenland und Italien wird hauptsächlich Wein getrunken, der Konsum von Bier und Hochprozentigem ist hier am niedrigsten. Zentral- und westeuropäische Länder wie Deutschland, Österreich, Dänemark und die Niederlande zeichnen sich durch einen hohen Bierkonsum aus, dort trinkt man vergleichsweise wenig Schnaps. Bier und Spirituosen sind in Osteuropa sehr beliebt. Länder wie Kroatien, die Tschechische Republik, Ungarn, Polen und die Slowakei haben die höchste Prävalenz von Bingedrinking.

In der Ukraine, Bulgarien und Zypern gibt es viele Abstinenzler, aber auch Spirituosen werden gerne konsumiert. Estland, Lettland und Litauen zählen zu den Ländern mit dem höchsten Gesamtalkoholverbrauch. Hier wird ebenfalls viel Schnaps, aber wenig Wein getrunken. Die höchste Prävalenz an Trinkern gibt es in Finnland, Island, Irland, Luxemburg und Malta.

Die Rate für alkoholbedingte Gesundheitsschäden und Sterblichkeit war in Osteuropa deutlich höher als in den sogenannten „Weinländern“. Fast alle Länder waren über die Jahre in ihren Clustern verblieben, Trinkgewohnheiten scheinen kulturell tief verwurzelt zu sein. Nicht zuetzt politische Maßnahmen sind erforderlich, um einen Wandel herbeizuführen, vor allem hinsichtlich Bingedrinking und Spirituosenkonsum, so das Fazit der Forschenden.

Quelle: Correia D et al. Addiction 2024; 119: 1543-1553; DOI: 10.1111/add.16567