Triggerpunkte treffsicher ausschalten Die exakte Nadelung ist bei myofaszialen Schmerzen entscheidend

Schmerzkongress 2024 Autor: Nina Arndt

Bei latenten Triggerpunkten handelt es sich um Verhärtungen, bei denen sich die Schmerzen an ganz anderer Stelle als Übertragungsschmerzen bemerkbar machen. Bei latenten Triggerpunkten handelt es sich um Verhärtungen, bei denen sich die Schmerzen an ganz anderer Stelle als Übertragungsschmerzen bemerkbar machen. © Anatomy Insider – stock.adobe.com

Die Abgrenzung des myofaszialen Schmerzsyndroms von der Fibromyalgie führt häufig zu Verwirrung – ebenso wie die Differenzierung zwischen Trigger- und Tenderpunkten. Im Gegensatz zur Fibromyalgie lassen sich myofasziale Schmerzen gut behandeln.

Triggerpunkte sind punktuelle Verkrampfungen in der Muskulatur. Sie haben in etwa die Größe einer Erbse. Die Muskelverhärtungen können Schmerzen in scheinbar unbeteiligten Regionen des Körpers auslösen. Man sollte sie allerdings nicht mit Tenderpoints verwechseln, betonte PD Dr. Kai-Uwe Kern von der Schmerzpraxis Wiesbaden. Tenderpunkte bezeichnen druckempfindliche, schmerzhafte Stellen im Rahmen einer Fibromyalgie und stehen nicht im Zusammenhang mit muskulären Ursachen. Sie lassen sich daher nicht einfach wegspritzen wie Triggerpunkte, so Dr. Kern.

Interview mit PD Dr. Kai-Uwe Kern

Im Gegensatz dazu sind Triggerpunkte muskuläre Veränderungen aufgrund einer Muskelüberlastung oder eines Traumas. Sie bilden sich an den motorischen Endplatten – dort, wo Acetylcholin die Muskelkontraktion vermittelt.

Man unterscheidet zwischen aktiven, latenten und Key-Triggerpunkten. Aktive Triggerpunkte verursachen Schmerzen am Ort des Geschehens, selbst wenn kein Druck auf sie ausgeübt wird. Von dort können sie auch ausstrahlen. Die Patientinnen und Patienten kennen den genauen Ort der Verkrampfung meistens. Diese Art der Muskelverhärtung lässt sich einfach diagnostizieren, tritt aber seltener auf, merkte Dr. Kern an.

Ort der Verhärtung ist nicht immer auch Ort der Schmerzen

Bei latenten Triggerpunkten handelt es sich um Verhärtungen, bei denen sich die Schmerzen an ganz anderer Stelle als Übertragungsschmerzen bemerkbar machen. Key-Triggerpunkte sind zentrale Schaltpunkte. Schafft man es, sie zu elimieren, erzielt man an vielen Stellen gleichzeitig Erfolge.

Zum Übertragungsschmerz kommt es, da die Nachbarneuronen der Triggerpunkte übererregt werden. Dadurch treten Beschwerden an Stellen auf, die eigentlich nicht betroffen sind. Beim Lokalisieren der Muskelverhärtungen helfen daher Triggerpunktkarten. Sie zeigen an, wo ein Übertragungsschmerz seinen Ursprung haben könnte. Wenn sich der kleine Finger „wie taub“ anfühlt, sollte man beispielsweise in der Rückenmuskulatur den Musculus serratus posterior suchen, empfiehlt Dr. Kern. Ist hingegen der Daumen betroffen, gerät der Musculus subclavius zwischen Schlüsselbein und der ersten Rippe unter Verdacht.

Die Triggerpunkte lassen sich dann gut ertasten, ähnlich wie bei einem Streichholz, erklärte Dr. Kern. Wenn man das verhärtete Muskelband palpiert, gelangt man irgendwann zum Kopf des Streichholzes, dem eigentlichen Knoten, der sich druckempfindlich zeigt.

In der Behandlung gilt es, diesen druckempfindlichen Knoten aufzulösen, um so die Funktion der motorischen Endplatte wieder zu normalisieren und den Muskels zu entspannen. Dazu gibt es verschiedene Techniken, beispielsweise Dauerkompression, Lokalanästhesie oder das sogenannte Dry Needling. Letzteres bezeichnet eine Technik, bei der man mit einer Nadel ins Gewebe sticht – ähnlich wie bei einer Akupunktur, jedoch deutlich tiefer.

Beim Nadeln ist Treffsicherheit gefragt

Für den Therapieerfolg hat die gezielte Kompression bzw. präzise Nadelung entscheidende Bedeutung. Es ist wichtig, den Triggerpunkt genau zu treffen, um ihn aufzulösen. Einfach nur in der Nähe zu behandeln, reicht nicht aus, so Dr. Kern. 

Quelle: Deutscher Schmerzkongress 2024