Genitalinfektionen durch SGLT2-Hemmer?

Autor: Friederike Klein

Frauen scheinen für die Nebenwirkung anfälliger zu sein als Männer. Frauen scheinen für die Nebenwirkung anfälliger zu sein als Männer. © mraoraor – stock.adobe.com

Die Hemmung von SGLT2 führt zu einer guten glykämischen Kontrolle und beeinflusst kardiovaskuläre Endpunkte günstig. Als Nebenwirkungen der Wirkstoffe können allerdings Genitalinfektionen auftreten. Prophylaktisch können die Patienten selbst einiges dagegen tun.

Professor Dr. Stephan Jacob vom kardiometabolischen Institut in Villingen-Schwenningen empfahl bei Therapiebeginn mit einem SGLT2-Inhibitor mit den Patienten auch Grundlagen der Hygiene zu besprechen, z.B. den täglichen Wechsel der Unterhose. Die Bedeutung der Hygiene zeigt das Beispiel Japan: Dort hat die Körper- und Genitalhygiene einen besonders hohen Stellenwert. In der Folge sind dort Genitalinfektionen unter SGLT2-Hemmern in Studien deutlich seltener als bei Patienten aus den USA und Europa.

Bei Männern ist auch eine Phimose ein anzusprechendes Thema, riet Prof. Jacob zudem. Es könne zu einer Balanitis kommen und die urologischen Kollegen, die dann aufgesucht werden, kennen diese mögliche Nebenwirkung von SGLT2-Inhibitoren eventuell noch nicht.

Problem ansprechen – dann lassen sich Lösungen finden

Insgesamt lag die Rate von Genitalinfektionen in den zulassungsrelevanten Studien mit SGLT2-Hemmern bei ca. 6– 8 % mit einer Präferenz für Frauen, so Professor Dr. Jochen Seufert, Universitätsklinikum Freiburg. In Studien wie beispielsweise der DECLARE-TIMI 58-Studie führten solche Infektionen aber nur bei einem kleinen Teil der Patienten zum Therapieabbruch oder wurden als schwer eingestuft.

Aus der Routineversorgung wurde anlässlich des Diabetes Kongresses allerdings trotz Aufklärung eine Rate von Genital- und Harnwegsinfektionen unter SGLT2-Inhibitoren von über 20 % berichtet.¹ Das hielt Prof. Seufert für zu hoch und betonte, man müsse das Problem ansprechen, dann sei es gut handhabbar.

Häufig sei eine topische Therapie ausreichend, nur selten eine systemische Therapie notwendig. Bei Frauen, die bereits anamnestisch rezidivierende Genitalinfektionen aufweisen, könne allerdings die Situation eintreten, dass man das Wirkprinzip der SGLT2-Inhibition als Therapie bei diesen Patienten überdenken müsse.

Quellen:
¹ Hopf M et al. Diabetes Kongress 2019. Diabetol Stoffw 2019, 14: S82, Poster P 153
Diabetes Kongress 2019