Multiple Sklerose Immer müde bedeutet nicht zwangsläufig Fatigue
60 % aller Patienten mit Multipler Sklerose leiden an Schlafstörungen, und das bereits im frühen Krankheitsstadium, erklärte Dr. Sven Rupprecht von der Hans-Berger-Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Jena. Er stellte Ergebnisse aus der SLEEP-MS-Studie vor, an der sich 26 deutsche Zentren – von Uniklinik bis Praxis – beteiligt hatten. Von 2.052 MS-Patienten gab es analysierbare Datensätze. Bei 299 hatte man die Diagnose klinisch-isoliertes Syndrom gestellt, 1.279 litten an einer schubförmig remittierenden, 356 an einer sekundär progredienten und 114 an einer primär progredienten MS. Der EDSS lag zwischen 0 und 8.
Der Anteil derjenigen, die Schlafstörungen angaben, war in allen Erkrankungsgruppen ähnlich hoch, berichtete der Kollege. Insomnie betraf 56 % der Patienten (im Normkollektiv 10 %) und war bei früher MS ebenso zu finden wie bei fortgeschrittener Erkrankung. Bei jedem dritten Patienten fand sich ein – meist schweres – Restless-Legs-Syndrom (vs. 2,5–10 % im Normkollektiv), bei 26 % eine Hypersomnie (vs. 14 %). Am häufigsten traten Ein- und Durchschlafstörungen auf.
Ein Viertel der Patienten klagte über eine exzessive Tagesschläfrigkeit. Sie manifestierte sich ebenfalls bei allen MS-Phänotypen ähnlich häufig und war nicht durch eine obstruktive Schlafapnoe zu erklären. Sie korrelierte mit der Ausprägung der Fatigue. Es gab aber auch Patienten mit schwerer Tageschläfrigkeit ohne Fatigue. Dr. Rupprecht plädierte deshalb dafür, bei jedem MS-Patienten im Rahmen der Anamnese die Epworth Sleepiness Scale (ESS) zu nutzen. Bei denjenigen mit Tagesmüdigkeit sei eine Abklärung durch einen Schlafmediziner ratsam.
Quelle: 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin*
* Online-Veranstaltung