Knieschmerzen bei Kindern: Was steckt dahinter?
Oft ist es gar nicht so einfach, zwischen heiklen und unkritischen Auffälligkeiten zu unterscheiden, wenn Kinder von Knieschmerzen berichten, weiß Dr. Jochen Jung, Orthopäde am Diakonie Krankenhaus in Bad Kreuznach. „Nächtliche Wachstumsschmerzen kennen wir alle. Da sind wir entspannt.“ Hat sich aber ein Erguss als Warnzeichen gebildet oder treten die Symptome wiederholt an der gleichen Stelle auf, gilt es, genauer hinzuschauen (s. Tabelle).
Zeit zum Handeln bei Kindern mit Knieschmerzen? | |
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entspannt bleiben | weitere Diagnostik einleiten |
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Beinachse wird i.d.R. erst ab dem 10./11. Lebensjahr gerade
Immer sollte man die Hüfte mit untersuchen! Denn Kinder mit einer Epiphysiolysis capitis femoris oder mit einem Morbus Perthes beispielsweise geben häufig Knieschmerzen an. Unter den knieeigenen Pathologien finden sich viele mit guter Prognose. Dr. Jung warnte jedoch vor zwei „Kniekillern“.
Meist gute Prognose
Die Beinachse wird i.d.R. erst ab dem 10./11. Lebensjahr gerade. Davor laufen die meisten auf physiologischen X-Beinen herum. Allerdings triggert das Genu valgum aufgrund der Gelenkanatomie eher eine spätere Arthrose als das Genu varum, erklärte der Kollege. Wichtig sei es, Kinder mit relevanter Fehlstellung herauszufischen, um diese rechtzeitig zu korrigieren. Besonders bei Übergewichtigen fällt es mitunter jedoch schwer, die Beinachse klinisch korrekt zu beurteilen.
O, warum man den M. Blount auf dem Schirm haben sollte
Vor allem dunkelhäutige Patienten aus Afrika entwickeln die Wachstumsstörung der proximalen medialen Tibia.
Finden sich ausgesprochen starke O-Beine und liegt ein entsprechender Migrationshintergrund vor, sollte man folglich an den M. Blount denken.
Potenzielle Kniekiller
Kann ein Kind das Bein nicht strecken, sollte man es direkt in die Klinik schicken. Womöglich stört der freie Gelenkkörper (Gelenkmaus) einer Osteochondrosis dissecans. Für eine Refixierung bleibt Dr. Jung zufolge maximal eine Woche Zeit. Bis zu 60 % der Patienten hätten im jungen oder mittleren Erwachsenenalter eine „knackige Arthrose“. Lieber einmal zu viel zur MRT als einmal zu wenig Das Tückische: Unspezifische belastungsabhängige Schmerzen erschweren die Diagnose. Ziehen diese sich über Monate hin, rät der Kollege, lieber einmal zu viel zur MRT als einmal zu wenig. Frühe Stadien lassen sich konservativ behandeln. An einem Sportverbot führt jetzt kein Weg vorbei! Nicht umsonst lautet ein Sprichwort: Sitzt die Maus noch fest im Haus, treibt der Sport sie bald heraus. Bei einer Patellaluxation kommt es auf die Ätiologie an. So hat eine einmalige akute traumatische Verrenkung nach Reposition eine gute Prognose. Diagnostisch darf die MRT aber nicht fehlen, um einen Knorpelschaden an der Kniescheibe auszuschließen. Daneben gibt es Faktoren, die eine Luxation ohne adäquates Trauma begünstigen. Dazu zählen eine hyperlaxe ligamentäre Führung, Achsfehler sowie eine Trochleadysplasie. In einigen Fällen gestaltet sich die Therapie sehr komplex und es besteht ein hohes Arthroserisiko.Quelle: Kongressbericht, 32. Pädiatrie zum Anfassen