Lebergesundheit: Positive Folgen der antiviralen Therapie und weitere Entwicklungen
Hepatozelluläres Karzinom tritt seltener auf
Seit rund zwei Jahren wird diskutiert, ob die Behandlung mit direkt antiviral wirkenden Substanzen (DAA) das Risiko eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) erhöht. Der Streit scheint nach Aussage von Professor Dr. George Ioannou, Universität Washington, nun beendet.
Er stellte Ergebnisse einer Auswertung der amerikanischen Veteranen-Kohorte vor. Demnach senkt eine Heilung der chronischen Hepatitis C durch DAA das relative Risiko eines de-novo-HCC um 71 %. Dieses Resultat unterscheidet sich nicht wesentlich von dem unter Interferon (Senkung um 68 %). Als Heilung gilt ein anhaltendes virologisches Ansprechen zwölf Wochen nach Ende der Therapie (sustained virological response week 12, SVR12).
Ausgewertet wurden die Daten von 62 051 mit HCV infizierten Veteranen, die zwischen 1999 und 2015 eine Therapie erhalten hatten. Nach Berücksichtigung etlicher limitierender Einflussfaktoren – u.a. Alter, BMI, dekompensierte Leberzirrhose, Alkoholabusus – war allein das Erreichen einer SVR12 mit einem geringeren HCC-Risiko assoziiert.
Länger leben nach der Transplantation
Dass eine Therapie mit antiviral wirkenden Substanzen auch das Überleben einer neuen Leber und das der transplantierten Patienten an sich verbessert, demonstrierte eine Arbeitsgruppe um Professor Dr. George Cholankeril, Universität Tennessee. Die Wissenschaftler untersuchten retrospektiv die Daten von lebertransplantierten Patienten der Ära vor den DAA (n = 3672) und aus dem Zeitraum zwischen 2014 und 2015 (n = 3855).
Vor Einführung der direct acting antivirals trat bei 5,9 % der HCV-Positiven ein Organversagen auf. Dieses Schicksal ereilte im Vergleich nur 4,3 % derjenigen ohne Hepatitis C. In der DAA-Ära war die Rate des Organversagens bei Patienten mit und ohne HCV-Infektion vergleichbar (3,9 % versus 3,8 %). Das Ein-Jahres-Überleben nach der Transplantation erhöhte sich mit der Verfügbarkeit der DAA von 89,8 % auf 91,4 %.
Bei Fettleber den Fibrosegrad nicht außer Acht lassen
Sowohl in den USA als auch in Europa ist die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) auf dem Vormarsch. Eine Metaanalyse hat eine Prävalenz von 23 % und für Deutschland sogar von 27,3 % aufgezeigt, berichtete Professor Dr. Frank Tacke, Universität Aachen. Bis 2030 nimmt nicht nur die Häufigkeit der NAFLD zu, sondern auch die der nicht-alkoholischen Steatohepatitis (NASH) und der Leberzirrhose.
Wie sich Leberhistologie und Leberfunktion auf die Prognose von NAFLD-Patienten auswirken, ermittelte ein internationales Team von Wissenschaftlern in einer prospektiven Kohortenstudie mit 458 Patienten mit histologisch gesicherter NAFLD und fortgeschrittener Fibrose bzw. kompensierter Leberzirrhose, so Professor Dr. Eduardo Vilar-Gomez, Universität Indianapolis.
Im Verlauf von durchschnittlich 5,5 Jahren traten 88 erstmalige hepatische Dekompensationen, 41 hepatozelluläre Karzinome, 14 schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse und 30 nicht-hepatische Tumoren auf. 37 Patienten starben und 37 erhielten eine Lebertransplantation.
Im Vergleich zu den Zirrhosepatienten kam es in der Gruppe derjenigen mit F3-Fibrose häufiger zu vaskulären Ereignissen und zu nicht-hepatischen Malignomen. Dagegen war eine hepatische Dekompensation bzw. die Entwicklung des hepatozellulären Karzinoms bei den Zirrhotikern wahrscheinlicher. Prof. Vilar-Gomez empfahl, bei jedem Patienten mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung den Fibrosegrad zu bestimmen, um die Patienten entsprechend beraten und behandeln sowie ein differenziertes Monitoring anbieten zu können.
Neue Möglichkeiten, der NASH zu begegnen
Eine nicht-alkoholische Steatohepatitis kann zu schweren Komplikationen führen und sogar eine Lebertransplantation erforderlich machen. Bisher gibt es noch keine zugelassene Therapie, aber viele neue experimentelle Ansätze. Eine Möglichkeit ist die Hemmung der Acetyl-CoA-Carboxylase (ACC), die in der De-novo-Lipogenese den ersten Schritt der Synthese von Fettsäuren katalysiert, berichtete Dr. Rohit Loomba, Universität San Diego.
Ein weiterer neuer Ansatz ist die Gabe eines von der Leber gebildeten Hormons, des humanen Fibroblasten-Wachstumsfaktors 21 (FGF-21). In präklinischen Modellen konnte das pegylierte Analogon peg-FGF-21 Steatose, Entzündung, Hepatozyten-Ballooning und Fibrose verbessern. Nun hat eine Phase-II-Studie diese positiven Wirkungen bestätigt, so Dr. Arun Sanyal, Universität Richmond. Professor Dr. Stefan Traussnigg von der Universität Wien stellte zudem eine Phase-IIa-Studie vor, in der Nor-Ursodeoxycholsäure (NorUDCA) bei NASH-Patienten die erhöhten ALT-Werte signifikant senken und Steatose und Lebersteifigkeit verbessern konnte.