Mehr als ein Drittel der Corona-Infizierten klagt über Geschmacksstörungen
Lokale COVID-19-Ausbrüche lassen sich nur durch effektive Screeningmaßnahmen, eine schnelle Diagnose sowie die konsequente Isolation infizierter Personen eindämmen, schreiben Akosua Adom Agyeman vom Institute of Pharmaceutical Sciences an der Monash University im australischen Victoria und Kollegen. Um Infizierte zu erkennen, ist aber die Kenntnis der typischen klinischen Manifestationen unerlässlich.
Inzwischen weiß man, dass Erkrankte neben den anfänglich vor allem berichteten Symptomen wie Fieber, trockenem Husten, Dyspnoe, Myalgien und Appetitlosigkeit überproportional häufig auch an Störungen des Geruchs- und Geschmacksempfindens leiden. Um die Prävalenz dieser beiden Symptome exakter bestimmen zu können, werteten Agyeman et al. im Rahmen einer Metaanalyse 24 Studien aus 13 Ländern aus. Insgesamt gingen die Daten von 8438 COVID-19-Patienten mit positivem Virustest in die Analyse ein.
Gründe bisher unklar
Den gepoolten Ergebnissen zufolge litten 41 % aller Infizierten unter olfaktorischen Störungen und 38 % unter Einschränkungen des Geschmackssinns. Mit zunehmendem Alter sank dabei die Häufigkeit der beiden Sinnesstörungen. Erfolgte die Diagnosestellung der Geruchsstörung mithilfe objektiver Messmethoden, war ihre Prävalenz höher.
Warum ein erheblicher Anteil der SARS-CoV-2-Patienten Störungen des Geruchs- und/oder Geschmacksempfindens entwickelt, weiß man bislang nicht. Möglicherweise kommt es im Rahmen der Infektion zu einer Schädigung peripherer Rezeptorzellen im Neuroepithel der Nase, schreiben die Kollegen. Aber auch eine veränderte Speichelproduktion und/oder -zusammensetzung könnte für die Beschwerden verantwortlich sein.
Ebenfalls nicht bekannt ist, wie schnell sich die Symptome zurückbilden bzw. wie häufig mit dauerhaften Einschränkungen gerechnet werden muss. Weitere Studien sind daher dringend erforderlich. Die Experten hoffen, dass zukünftig Infizierte anhand der charakteristischen sensorischen Ausfälle schneller identifiziert werden können und damit die Virusausbreitung verlangsamt werden kann.
Quelle: Agyeman AA et al. Mayo Clin Proc 2020; DOI: 10.1016/j.mayocp.2020.05.030