Metformin trotz chronischer Niereninsuffizienz?
Im Jahr 2016 hoben – trotz bis dato fehlender prospektiver Untersuchungen – sowohl die europäische Arzneimittelbehörde als auch die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) die Zulassungsbeschränkung von Metformin für Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz im Stadium 3A und 3B (glomeruläre Filtrationsrate 59–45 bzw. 44–30 ml/min/1,73 m2) auf.
Welche Metformindosis in diesem Patientenkollektiv tatsächlich als sicher und therapeutisch effektiv eingestuft werden kann, haben die Wissenschaftler um Dr. Jean-Daniel Lalau, Universität Amiens, nun mithilfe einer Dosisfindungs-, einer viermonatigen Behandlungs- sowie einer Pharmakokinetikstudie untersucht.
Teilnehmer der Dosisfindungsstudie waren 78 Typ-2-Diabetespatienten mit leicht- bis schwergradigen renalen Funktionseinschränkungen (Stadium 1–5).
Dosierungsschemata in zweiter Studie validiert
Sie wurden unter regelmäßigem Monitoring der Wirkstoff- und der Laktatkonzentration im Blut mit Metformin in steigender Dosierung behandelt. Auf der Basis der so gewonnenen Daten legten die Wissenschaftler die Dosierungsschemata für die anschließende Validierungsstudie fest, an der 46 Patienten im Stadium 3A, 3B bzw. 4 (glomeruläre Filtrationsrate 29–15 ml/min/1,73 m2) teilnahmen.
Als sichere Höchstdosen in der Studie erwiesen sich:
- CKD-Stadium 3A: 1500 mg/d (0,5 g morgens + 1 g abends)
- CKD-Stadium 3B: 1000 mg/d (0,5 g morgens + 0,5 g abends)
- CKD-Stadium 4: 500 mg/d (0,5 g morgens)
Während der viermonatigen Behandlungsphase blieben die Metforminspiegel im Blut stabil und der von der FDA festgelegte Grenzwert von 5,0 mg/l wurde bei keinem Studienteilnehmer überschritten. Eine Hyperlaktatämie trat – mit Ausnahme eines Myokardinfarktpatienten – nicht auf.
Pharmakokinetik in allen drei Patientengruppen gleich
Die Metformin-Pharmakokinetik prüften die Forscher an einem Kollektiv von jeweils fünf Diabetespatienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz im Stadium 3A, 3B bzw. 4. Diese waren zuvor über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen mit der entsprechenden Metformindosis behandelt worden. Das Ergebnis: Bezüglich der verschiedenen analysierten pharmakokinetischen Parameter ließen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Patientengruppen nachweisen.
Benefit auch für starkniereninsuffiziente Patienten?
Sollten sich die Ergebnisse in größeren, prospektiven Langzeitstudien bestätigen, so die Autoren, könnten zukünftig auch stark niereninsuffiziente Typ-2-Diabetespatienten von Metformin profitieren – die Anpassung der Dosis an die renale Funktion vorausgesetzt.
Quelle: Lalau JD et al. Diabetes Care 2018; 41: 547-553