Nur 100%iger Nikotinverzicht schützt vor Infarkt und Schlaganfall
Britische Umweltmediziner wunderten sich bereits 1997: Schon bloßes Mitrauchen steigert das Herz-Kreislauf-Risiko um 30 %. Zwanzig Jahre später hat Professor Dr. Allan Hackshaw vom University College London die Erklärung für dieses Phänomen nachgeliefert. Viele Wenigraucher haben sich, was das persönliche Risiko für eine koronare Herzkrankheit oder einen Schlaganfall angeht, gewaltig verrechnet.
Denn es sinkt anders als beim Lungenkrebs nicht linear mit der Zahl der eingesparten Zigaretten. 141 prospektive Kohortenstudien mit über fünf Millionen Probanden hat der Autor neu ausgewertet und aus den Daten den Risikozuwachs durch jede einzelne zusätzlich gerauchte Zigarette kalkuliert.
Das Ergebnis taugt dazu, auch Teilzeit-Asketen die Lust am Rauchen zu verderben. Schon eine Zigarette am Tag lässt demnach die Wahrscheinlichkeit für eine KHK um rund 50 % nach oben schnellen, auch die Schlaganfallgefahr steigt um ein Drittel.
„Das sind 50 % des Risikoanstiegs, der mit dem Rauchen von zwanzig Zigaretten verbunden ist“, schreibt Prof. Hackshaw. Bei fünf täglichen Fluppen ist der Konsument mit einer Quote von 55–65 % des kardiovaskulären Risikos eines starken Rauchers ebenfalls gut dabei.
Rauch schädigt direkt das Endothel
Warum die Gefahr schon bei geringen Tabakdosen so überproportional ansteigt, darüber vermag Dr. Hackshaw nur zu spekulieren: Es gebe Belege, dass Komponenten im Rauch direkt das Endothel schädigen, die Thromboseneigung fördern und die Atheroskleroseentwicklung begünstigen. Diese Mechanismen könnten teilweise auch schon bei niedrigeren Dosen eine Rolle spielen.
„Ein bis fünf Zigaretten am Tag sind weitaus gefährlicher als viele Mediziner und Raucher anerkennen und sich eingestehen“, mahnt der Autor. Seine Arbeit hätte eindeutig gezeigt: Beim Rauchen gibt es keine sichere Dosis. Wer derartige Gesundheitsrisiken vermeiden will, muss ganz aufhören, reduzieren reicht nicht.
Quelle: Hackshaw A et al. BMJ 2018; 360: j3984