Data-Sharing Positive Effekte überwiegen
Dass Diabetestechnik sich positiv auf den Stoffwechsel von Menschen mit Typ-1-Diabetes auswirkt, ist bekannt. Was die psychosozialen Auswirkungen angeht, ergibt sich hingegen ein gemischtes Bild. „Mit einem Closed Loop haben insbesondere Eltern von Kindern mit Diabetes weniger Ängste“, erklärte Professor Dr. Norbert Hermanns vom FIDAM Forschungsinstitut Diabetes-Akademie Bad Mergentheim.
Gleichzeitig berichteten die Anwender, dass häufige Alarme sowie Größe und fehlender Tragekomfort der Geräte sie belaste.1 „Gerade bei den psychosozialen Variablen bleiben die Systeme oft hinter den Erwartungen zurück“, sagte Prof. Hermanns. Dies könne an Patientenauswahl, Messmethoden oder zu hohen Erwartungen liegen.
Welchen Effekt die Krankheit und der Einsatz von Diabetestechnik auf das familiäre Umfeld – sprich Lebenspartner bzw. Eltern von Kindern mit Diabetes – haben, ist dem Referenten zufolge bislang kaum erforscht. Die umfassendsten Erkenntnisse hierzu habe die DAWN2-Studie geliefert.2
Oft seien sich Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen uneins darüber, welches das richtige Maß an Unterstützung im Alltag sei. „Patienten sagen oft, die Unterstützung durch ihre Familie sei ihnen zu viel. Angehörige hingegen würden sich am liebsten stärker engagieren, hätten auch schon negative Reaktionen erlebt, wenn sie im Diabetesalltag helfen wollten“, erläuterte Prof. Hermanns.
Jung, männlich, hohes HbA1c – Sprengstoff für die Beziehung?
Manche Konstellationen seien eher prädestiniert für Partnerschaftskonflikte als andere, etwa wenn der Patient jünger und männlichen Geschlechts sei, wenn er einen hohen HbA1c-Wert oder in letzter Zeit eine schwere Hypoglykämie hatte. Außerdem wenn die Partnerin ohnehin unzufrieden mit der Beziehung ist, sich in das Diabetesmanagement nicht integriert fühlt und den Eindruck hat, ihr Partner kümmere sich nicht gut um seine Stoffwechselerkrankung.
Entsprechend erhoffen sich Angehörige – besonders Eltern – von der Technik mehr Einblick in die Stoffwechsellage und Entlastung von Alltagssorgen im Zusammenhang mit der Krankheit. Eltern fänden kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) für sich selbst sogar noch nützlicher als für ihr Kind mit Diabetes, berichtete der Referent.3 Dieser Nutzen betrifft vor allem das Teilen von Glukosedaten über die Follower-Funktion der CGM-Systeme, das den Beteiligten die Möglichkeit zur positiven Interaktion bietet.
„Followen“ nicht ohne Folgen
Quelle: Polonsky WH, Fortmann AL. J Diabetes Sci Technol 2020; DOI: 10.1177/1932296820978423
Quellen:
1. Weisman A et al. Lancet Diabetes Endocrinol 2017; 5: 501-512; DOI: 10.1016/S2213-8587(17)30167-5
2. Nicolucci A et al. Diabet Med 2013; 30: 767-777; DOI: 10.1111/dme.12245
3. Barnard K et al. J Diabetes Sci Technol 2016; 10: 824-830; DOI: 10.1177/1932296816645365
Kongressbericht: Diabetes Kongress 2021