Transbronchiale Biopsie: Pneumothorax kann sich noch Tage später entwickeln
Noch Stunden bis Tage nach einer transbronchialen Lungenbiopsie kann sich ein Pneumothorax entwickeln. Darauf machen Ärzte von der University of Texas Health San Antonio anhand einer Kasuistik aufmerksam.
Bei ihrer 56-jährigen Patientin sollte eine interstitielle Lungenerkrankung abgeklärt werden. Der diagnostische Eingriff verlief komplikationslos und die gleich im Anschluss durchgeführte Sonographie ergab keinen Anhaltspunkt für einen Pneumothorax. Die weitere Überwachung mit einem portablen Röntgengerät verzögerte sich, erst zwei Stunden später wurde ein erneuter Lungenbefund erhoben. Nun lag linksseitig ein moderat ausgeprägter Pneumothorax vor, den man per Thorakostomie mit kleinkalibrigem Tubus behandelte. Bereits am nächsten Tag konnte die Frau ohne weitere Komplikationen aus der Klinik entlassen werden.
Protrahierte Verläufe werden unterschätzt
Das Risiko eines Pneumothorax nach transbronchialer Lungenbiopsie liegt unter 1 %. Bei interstitiellen Lungenerkrankungen ist es deutlich erhöht und auf rund 7 % zu veranschlagen. Protrahierte Verläufe werden nach Auffassung der Kollegen gemeinhin unterschätzt, zumal zuverlässige Daten fehlen. Die landläufige Meinung sei, dass sich ein Pneumothorax sehr schnell, d.h. innerhalb der ersten Stunde nach transthorakaler Lungenbiopsie entwickele. Es gebe jedoch eine Vielzahl von Berichten, denen zufolge ein Pneumothorax mit erheblicher zeitlicher Verzögerung auftreten könne. Das Zeitintervall nach transbronchialer Lungenbiopsie bewege sich in den meisten Fallberichten zwischen einer Stunde und fünf Tagen.
Robuster ist die Datenlage zur Entwicklung eines Pneumothorax nach transthorakaler Nadelbiopsie, weil die Inzidenz dieser Komplikation deutlich höher liegt und in Studien systematisch erfasst wurde. So soll es in etwa 20 % der Fälle zu einem iatrogenen Pneumothorax kommen. Bei 15–18 % dieser Pneumothoraces ist von einer verzögerten Entwicklung auszugehen.
Die Autoren halten vor diesem Hintergrund eine Kontrolluntersuchung im direkten Anschluss an eine transbronchiale Lungenbiopsie für nicht geeignet, die Komplikation eines Pneumothorax auszuschließen. Idealerweise würden nach dem Eingriff serielle Ultraschalluntersuchungen durchgeführt, da die Sonographie im Vergleich zum Röntgen eine höhere Sensitivität besitze (79 % vs. 40 %, die Spezifität ist mit 98 % vs. 99 % fast identisch). Beim Pneumothorax nach einem Eingriff schneidet die Sonographie noch besser ab. Sie hat dann eine Spezifität von 97–100 % und eine Sensitivität von 88–100 % zu bieten.
Quelle: Ibrahim S et al. BMJ Case Rep 2021; 14: e240985; DOI: 10.1136/bcr-2020-240985