Typ-2-Diabetes: Hausärzte identifizieren Risikopatienten
Der Medizinbetrieb reagiert generell erst, wenn die Diagnose des Diabetes feststeht“, schreibt Andreas Storm, Vorsitzender des Vorstandes der DAK-Gesundheit, im Vorwort des aktuellen „Versorgungsreports Diabetes mellitus“ der Ersatzkasse. Bei einer rechtzeitigen Intervention ließe sich Typ-2-Diabetes sogar heilen. Dazu müssten aber die nötigen Werkzeuge vorhanden sein und auch eingesetzt werden. Das Berliner IGES Institut hat sich deshalb im Auftrag der DAK zwei Fragen gewidmet: Wann ist der beste Zeitpunkt für eine medizinische Intervention und wie müsste diese aussehen, um möglichst viele Menschen vor dieser Krankheit zu bewahren oder deren Verschlimmerung abzumildern?
Beim Check-up 35 lassen sich Risikopatienten identifizieren
Gegenstand der Untersuchung waren das „DAK-Versorgungskonzept Prädiabetes“ und die Frage, welche Auswirkungen die Implementierung eines solchen Konzepts für Versicherte mit Prädiabetes in Deutschland bis zum Jahr 2065 haben würde, wenn dieses bereits 2015 flächendeckend eingeführt worden wäre.
Die Briten machen es vor
Quelle: J. A. Stallworthy, Referent für Wirtschafts- und Sozialpolitik, Britische Botschaft Berlin
- NPG-Bestimmung
- Klinische Untersuchung
- Anamnese (u.a. kardiovaskuläre Vorerkrankungen, Risikofaktoren)
- Risikoadaptierte ärztliche Beratung (u.a. zu Präventionsangeboten)
Versorgung nach zwei Modulen: Monitoring und Intervention
Versicherte der ersten Gruppe erhalten neben einer Beratung und einer erneuten Bestimmung des Blutzuckers im jährlichen Abstand zunächst keine weitere Intervention. Dies entspricht dem Modul „Monitoring“ des DAK-Versorgungskonzepts. Es wäre aus Sicht der Autoren jedoch zu prüfen, inwieweit die Zielgruppe durch zusätzliche Risikomerkmale neben den erhöhten Blutzuckerwerten, wie z.B. Übergewicht/Adipositas oder Diabeteserkrankungen in der Familie, noch weiter eingegrenzt werden sollte.BVND-Expertin sieht Hürden für ein Präventionsmodell
Antje Weichard, FÄ für Innere u. Allgemeinmedizin Diabetologin LÄKSA, BVND-Vorstandsmitglied
- Initialphase (1. bis 3. Monat): Arztgespräch; Coaching Ernährung/Bewegung (zwei Termine face-to-face, kontinuierlich online)
- Intensivphase (4. bis 9. Monat): Coaching Ernährung/Bewegung (zwei Termine face-to-face, kontinuierlich online); Arztgespräch (6. Monat)
- Erhaltungsphase (10. bis 18. Monat): Arztgespräch, Überprüfung Blutglukosewerte (12. Monat); Coaching (drei Termine face-to-face, 12., 15., 18. Monat)
Durch die Früherkennung von Prädiabetes soll die Ausbreitung von Diabetes Typ 2 eingedämmt werden.
Einsparungen höher als Kosten des Interventionsprogramms
Mit Variante A ließe sich laut Report die Zahl der Erkrankungen an Diabetes mellitus Typ 2 bis zum Jahr 2065 um 275 000 senken. Als Konsequenz würden zudem diabetische Komplikationen sowie Begleit- und Folgeerkrankungen des Diabetes abnehmen: 31 000 Niereninsuffizienzen könnten verhindert werden, 29 000 Fälle mit diabetischem Fuß, 15 000 diabetesbedingte Augenerkrankungen, 39 000 ischämische Herzerkrankungen und 11 000 Schlaganfälle. Ein weiterer Effekt wäre eine Verminderung der Personenzahl mit Adipositas um 307 000. Nolting bezifferte die jährlichen Kosten für ein Interventionsprogramm mit 200 Mio. Euro. Dem stünden erhebliche Einsparungen gegenüber. Alleine die Einsparungen durch 31 000 vermiedene diabetesbedingte Nierenerkrankungen würden diesen Betrag schon übersteigen. Das DAK-Versorgungskonzept wäre rasch in der Regelversorgung umsetzbar, zeigte sich DAK-Chef Storm überzeugt. Er setzt nun auf die Politik und die Verfolgung einer Nationalen Diabetesstrategie wie im Koalitionsvertrag verankert. Diese sei wichtig, um die Ausbreitung von Diabetes einzudämmen.Quelle: Vorstellung des DAK- „Versorgungsreports Diabetes mellitus“, DAK im Dialog