Ungeschützter Sex Vermeintliche Riesenzellarteriitis entpuppte sich als okuläre Syphilis
Angefangen hatten die Beschwerden des 67-jährigen Patienten mit Nebelsehen auf dem rechten Auge. Dann war die Sehstörung auf das linke Auge übergegangen. Der von ihm konsultierte Ophthalmologe hatte ihm hoch dosierte Glukokortikoide oral und intravenös verordnet, weil er eine Riesenzellarteriitis vermutet hatte. Ultraschall und Biopsie waren unauffällig geblieben. Doch der Sehverlust schritt weiter fort.
Auf Glukokortikoide sprach der Patient nicht an
Im Zuge einer aus anderen Gründen erforderlichen Klinikeinweisung wurden dann im Mater Dei Hospital, Msida, Malta, weitere Untersuchungen durchgeführt, berichten Annalisa Montebelle und ihre Kollegen. Das Nicht-Ansprechen auf Glukokortikoide sowie das Fehlen weiterer für die Riesenzellarteriitis typischen Symptome veranlassten die Ärzte, die ursprüngliche Diagnose zu überdenken. Es folgten weitere rheumatologische und ophthalmologische Tests sowie CT und MRT. Mittlerweile vermutete man eine Neuroretinitis infektiöser Genese. Das letztendlich ausschlaggebende Ergebnis lieferte die Lues-Serologie – mit einem IgM-Titer von 1:256. Auch die Liquoranalyse fiel positiv aus. Der Mann hatte keine Riesenzellarteriitis, er litt an einer okulären Syphilis.
Der Patient erhielt 4 Millionen Einheiten Benzylpenicillin i.v. alle vier Stunden über 14 Tage. Die Sehstörung auf dem linken Auge besserte sich unter der Therapie, auf dem rechten Auge blieb der Visus jedoch eingeschränkt.
Syphilis weltweit und in Europa
Quelle: Montebello A et al. BMJ Case Rep 2021; 14: e242733; DOI: 10.1136/bcr-2021-242733