Wie eine mediterrane Ernährung den Gesundheitszustand verbessert
Das Mikrobiom verändert sich nicht nur mit dem Alter, sondern scheint auch bei gebrechlichen Patienten anders zu sein als bei Gesunden. Dr. Tarini S. Ghosh von der School of Microbiology am University College Cork und seine Kollegen haben sich Alterungsprozesse in Abhängigkeit von der Ernährung näher angeschaut. Sie untersuchten in der randomisierten NU-AGE-Studie mehr als 1200 ältere Menschen zwischen 65 und 79 Jahren. Die Interventionsgruppe erhielt ein Jahr lang eine auf sie persönlich zugeschnittene mediterrane Ernährung, die viel Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse, Olivenöl und Fisch enthielt, während rotes Fleisch, Milchprodukte und gesättigte Fettsäuren seltener auf dem Speiseplan standen. Die Kontrollen aßen wie gewohnt.
Von 612 gesunden oder gerade noch nicht gebrechlichen („pre-frail“) Teilnehmern, von denen jeweils etwa die Hälfte mediterran bzw. „normal“ essen sollte, erstellten die Forscher zu Beginn der Studie und nach den zwölf Monaten ein Profil des Darmmikrobioms.
Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass die Diversität der Bakterienstämme, die vermehrt kurz- und verzweigtkettige Fettsäuren und weniger sekundäre Gallensäuren, p-Kresole bzw. Ethanol produzierten, zunahm. Darunter sanken bei diesen Personen Entzündungsmarker wie CRP und Interleukin-17. Insgesamt wirkten sich die Veränderungen günstig hinsichtlich der Gebrechlichkeit und der kognitiven Leistungen der Senioren aus, und zwar unabhängig vom Alter oder BMI.
Für positive Effekte braucht es keinen Kalorienverzicht
Die Mikrobiologin Dr. Victoria Meslier von der Universität Paris-Saclay in Jouy-en-Josas und ihre Mitarbeiter bestätigen die positiven Resultate einer Mittelmeerdiät in einer anderen und wesentlich jüngeren Gruppe (im Durchschnitt 43 Jahre): bei 82 gesunden Übergewichten oder Adipösen, die sich in ihrem Alltag wenig bewegten. 43 Teilnehmer ernährten sich acht Wochen lang mit der gesunden Kost, die im Hinblick auf Makronährstoffe und Energiegehalt an ihre übliche Ernährung angepasst war, 39 aßen weiter wie bisher. Die isokalorischen Diäten waren ausdrücklich nicht zum Abnehmen gedacht.
Schon nach vier Wochen unter „Mittelmeerbedingungen“ sank bei den Patienten der Cholesterinspiegel. Je besser sich die Teilnehmer an die Essvorgaben gehalten hatten, umso niedriger lag er. Bei Patienten, bei denen die Entzündungswerte über den Interventionszeitraum sanken, nahm gleichzeitig die Diversität der Darmflora zu: Arten, die Ballaststoffe abbauten, tauchten vermehrt auf, potenziell entzündungsfördernde waren auf dem Rückzug. Auch Mikrobiomzusammensetzungen, die für eine Insulinresistenz (mit-)verantwortlich gemacht werden, veränderten sich durch die Diät zum Besseren. Der gesündere Stoffwechsel spiegelte sich auch in den Abbauprodukten wider: Höhere Urolithin-Konzentrationen im Urin und weniger Gallensäuren im Stuhl.
Quellen:
1. Ghosh TS et al. Gut 2020; DOI: 10.1136/gutjnl-2019-319654
2. Meslier V et al. A.a.O.; DOI: 10.1136/gutjnl-2019-320438