Von Prä-Delta bis Omikron Wie sich die Häufigkeit von Long COVID im Verlauf der Pandemie verändert hat

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Das Risiko, Long COVID zu entwickeln, hängt vermutlich unter anderem vom Schweregrad der Infektion, den Vorerkrankungen der Patientin oder des Patienten und dem Impfstatus ab. Das Risiko, Long COVID zu entwickeln, hängt vermutlich unter anderem vom Schweregrad der Infektion, den Vorerkrankungen der Patientin oder des Patienten und dem Impfstatus ab. © Dzmitry - stock.adobe.com

Wie hat sich die Inzidenz von Long-COVID im Verlauf der Coronapandemie verändert? Welche Rolle spielt dabei die Evolution des SARS-CoV-2, welche Bedeutung kommt den Impfstoffen zu?

Immer wieder tauchen neue Typen des Coronavirus auf. Die Symptome, die die neuen Varianten auslösen, ähneln denen, die aus der Zeit der Pandemie bekannt sind. Und nach wie vor kommt es bei einigen Infizierten zum post-akuten COVID-19-Syndrom (PASC), auch bekannt als Long COVID, von dem verschiedene Organsysteme betroffen sein können.

Das Risiko, Long COVID zu entwickeln, hängt vermutlich unter anderem vom Schweregrad der Infektion, den Vorerkrankungen der Patientin oder des Patienten und dem Impfstatus ab. Zudem ist davon auszugehen, dass Veränderungen im zeitlichen Verlauf der Pandemie, wie beispielsweise die Evolution von SARS-CoV-2, einen Einfluss auf das Long-COVID-Risiko haben.

In einer Studie ist ein US-amerikanisches Forschungsteam diesen Zusammenhängen nachgegangen. Für ihre Arbeit griff die Gruppe auf Daten aus den Gesundheitsakten des Department of Veterans Affairs zurück. Die Studienpopulation umfasste insgesamt 441.583 ehemalige Soldatinnen und Soldaten, die sich zwischen dem 1. März 2020 und dem 31. Januar 2022 mit SARS-CoV-2 infiziert hatten, sowie 4.748.504 nicht infizierte Kontrollpersonen. Die Studienautorinnen und -autoren schätzten die kumulative Inzidenz von Long COVID ein Jahr nach der Infektion während der Prä-Delta-, Delta- und Omikron-Phase der COVID-19-Pandemie ab.

Bei Ungeimpften mit SARS-CoV-2-Infektion betrug die kumulative Inzidenz von Long COVID im ersten Jahr nach der Infektion 10,42 Ereignisse pro 100 Personen in der Prä-Delta-Phase. Danach kam es zu einem Rückgang der Inzidenz auf 9,51 Ereignisse in der Delta-Phase und 7,76 Ereignisse pro 100 Personen in der Omikron-Phase. Bei geimpften Personen mit SARS-CoV-2-Infektion lag die kumulative Inzidenz von Long COVID nach einem Jahr bei 5,34 Ereignissen während der Delta-Phase und 3,50 Ereignissen pro 100 Personen während der Omikron-Phase. 

Wahrscheinlichkeit für die Langzeitfolgen ging zurück

Im Vergleich zu ungeimpften Personen war die kumulative Inzidenz von Long COVID bei dieser Patientengruppe damit zu beiden Zeitpunkten niedriger. Die Differenz betrug 4,18 Ereignisse pro 100 Personen in der Delta-Phase und 4,26 Ereignisse pro 100 Personen in der Omikron-Phase.

Im Rahmen sogenannter Dekompositionsanalysen gingen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zudem der Frage nach, warum die kumulative Inzidenz in der Omikron-Phase niedriger war als in der Prä-Delta- und Delta-Phase zusammengerechnet. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass dieser Effekt zu 28 % auf den Veränderungen des Virus und zu fast 72 % auf die Einführung der Impfstoffe zurückzuführen ist.

Quellen: 

1. Xie Y et al. N Engl J Med 2024; 391: 515-525; DOI: 10.1056/NEJMoa2403211

2. Rosen CJ. N Engl J Med 2024; 391: 561-562; DOI: 10.1056/NEJMe2407575