Zuckerersatzstoffe wirken auf Glukosestoffwechsel
Rezeptoren, die auf süße Nahrungsmittel reagieren, besitzt der Mensch nicht nur im Mund, sondern auch in Darm und Pankreas. Ein Team um Alexander Nichol von der Abteilung für Ernährungswissenschaften der University of Illinois in Urbana hält es deshalb für wahrscheinlich, dass das für den Glukosestoffwechsel nicht ohne Folgen bleibt. Um die Hypothese zu prüfen, hat es zehn Normalgewichtige und elf Adipöse drei Versuchen unterzogen, die jeweils durch eine Woche Pause voneinander getrennt waren:
- Trinken von destilliertem Wasser
- Trinken einer 48 mg Sucralose-Lösung
- Mund 5 Sekunden mit der Süßstofflösung ausspülen
Jeweils zehn Minuten später nahmen die Teilnehmer für einen Glukosetoleranztest eine 75 g Glukoselösung zu sich. Mittels Blutproben wurden zu verschiedenen Zeitpunkten die Level von Insulin und Glukose gemessen.
„Bereits der süße Geschmack an sich beeinflusst den Kohlenhydratstoffwechsel und die Glukosekontrolle“, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung. So sank die Plasma-Insulinkonzentration eine Stunde nach dem Toleranztest in der Sham-Sucralose-Gruppe – unabhängig vom Gewicht.
Sucralose erhöht den Blutzuckerspiegel
Bei den Normalgewichtigen fiel 20–40 min nach dem Test im Sucralosearm ebenfalls Insulin leicht ab, die Sensitivität stieg an. Übergewichtige reagierten hingegen nach 90–120 min mit höheren Hormonspiegeln, ihre Insulinsensitivität blieb unverändert. Bei allen Versuchspersonen kletterte der Blutzuckerspiegel, gemessen als Fläche unter der Kurve, nach dem Zuckerersatzstoff um 30 %. Ungeklärt, schreiben die Autoren, bleibe, ob Ähnliches für regelmäßige Süßstoffkonsumenten und andere Produkte gelte.
Quelle: Nichol AD et al. Nutrients 2020; 12: pii: E29; DOI: 10.3390/nu12010029