AGO Mamma will Algorithmen zur Therapieentscheidung bei Brustkrebs erarbeiten

Birgit-Kristin Pohlmann

Die Algorithmen sollen als unterstützende Hilfe bei der Entscheidungsfindung dienen. Die Algorithmen sollen als unterstützende Hilfe bei der Entscheidungsfindung dienen. © iStock/Myvector

Die Therapie von Brustkrebs ist sehr komplex. Vor diesem Hintergrund hat sich die AGO Mamma dazu entschlossen, für verschiedene Erkrankungssituationen Behandlungsalgorithmen zu erarbeiten.

Die neuen Therapiealgorithmen der AGO Mamma stützen sich auf die aktuellen Empfehlungen der Experten, sie können aber nicht alle evidenzbasierten Behandlungsschritte abbilden. Denn die individuellen Umstände wie Vortherapien, Allgemein­zustand, Komorbiditäten sowie Präferenzen der Betroffenen müssen bei der individuellen Entscheidung mitberücksichtigt werden, betonte Professor Dr. Volkmar­ Müller­ vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Insofern dienen Algorithmen als helfende Stütze. Sie entbinden jedoch nicht von der Pflicht und Verantwortung, jede Situation individuell zu betrachten und klinisch zu beurteilen, betonte der Referent.

Experten favorisieren klar die neoadjuvante Situation

Prof. Müller wies darauf hin, dass auch noch nicht zugelassene Substanzen berücksichtigt wurden. Jedoch nur, sofern sie in Deutschland verfügbar seien und es gute sowie relevante Daten gäbe, die den Einsatz rechtfertigen würden.

AGO-Empfehlungsgrade
++Diese Untersuchung oder therapeutische Intervention ist für die Patientin von großem Vorteil, kann uneingeschränkt empfohlen werden und sollte durchgeführt werden.
+Diese Untersuchung oder therapeutische Intervention ist für die Patientin von eingeschränktem Vorteil und kann durchgeführt werden.
+/-Diese Untersuchung oder therapeutische Intervention hat bisher keinen Vorteil gezeigt und kann in Einzelfällen durchgeführt werden. Aufgrund der Datenlage kann keine eindeutige Empfehlung ausgesprochen werden.
-Diese Untersuchung oder therapeutische Intervention kann für die Patientin von Nachteil sein und sollte eher nicht durchgeführt werden.
- -Diese Untersuchung oder therapeutische Intervention ist von Nachteil und sollte auf jeden Fall vermieden bzw. unterlassen werden.

Frühes Mammakarzinom

Der Arzt stellte zunächst Algorithmen für den frühen Brustkrebs vor. Diese umfassten

  • die (Neo-)Adjuvanz des HER2+ Mammakarzinoms,
  • die axillären Interventionen bei neoadjuvanter Chemotherapie (NACT) sowie
  • die adjuvante endokrine Behandlung der prä- und der postmenopausalen Patientinnen.

Wichtig ist laut Prof. Müller, dass die AGO Mamma das neoadjuvante Konzept klar favorisiert, sobald eine Chemotherapie-Indikation besteht. Deutliche Änderungen gab es hinsichtlich der axillären Interventionen bei NACT sowie bezüglich der adjuvanten endokrinen Behandlung der prämenopausalen Frau. Der Stellenwert der zusätzlichen ovariellen Funktionssuppression wurde hier neu definiert als Option im Fall eines erhöhten Risikos, speziell für Erkrankte, die keine Chemotherapie erhalten können oder möchten.

Metastasierter Brustkrebs

In der metastasierten Situation von Frauen mit HR+/HER2- Mammakarzinom wurden die PARP-Inhibitoren als Strategie nach endokriner bzw. endokrinbasierter Vorbehandlung aufgewertet, erläuterte Professor Dr. Andrea­s ­Schneeweiss, Nationales Centrum für Tumorerkrankungen, Heidelberg. Änderungen gab es auch in Bezug auf die endokrinbasierte Erstlinientherapie der prämenopausalen Patientin mit HR+/HER2- Brustkrebs. Unter anderem erhielt die Kombination aus GnRH-Analogon/Aromatase-Hemmer plus Ribociclib einen hohen Empfehlungsgrad. Diejenige für eine Monotherapie mit Tamoxifen wurde dagegen reduziert.

Der Algorithmus zum HER2+ metastasierten Mammakarzinom berücksichtigt unter anderem, dass die AGO Mamma die doppelte Anti­körper-Blockade mit Trastuzumab/Pertuzumab (plus Taxan) jetzt auch für Frauen mit De-novo-Metastasen empfiehlt. Bei sekundär metastasierten Tumoren gibt es mehrere neue Möglichkeiten in Abhängigkeit von der Vorbehandlung. Unter anderem wurden einige neue Substanzen in den Algorithmus integriert.

Pembrolizumab als Option gegen PD-L1-positive Tumoren

Dazu gehört Sacituzumab-Govitecan. Das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat ist eine neue Substanz zur Therapie von metastasiertem tripel-negativem Brustkrebs. Es stellt eine Option für Patientinnen mit mindestens zwei Vorbehandlungen dar. Ebenfalls hinzugekommen ist der Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab bei Nachweis eines positiven PD-L1-Status.

Quelle: Müller V. AGO Mammakarzinom – State of the Art Meeting 2021

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Die Algorithmen sollen als unterstützende Hilfe bei der Entscheidungsfindung dienen. Die Algorithmen sollen als unterstützende Hilfe bei der Entscheidungsfindung dienen. © iStock/Myvector