Alte Nasen sind anders

Dr. Melanie Söchtig

Als Ursachen für Nasenbluten kommen neben Gefäß- und Sekretionsveränderungen auch bestimmte Medikamente infrage. Als Ursachen für Nasenbluten kommen neben Gefäß- und Sekretionsveränderungen auch bestimmte Medikamente infrage. © Science Photo Library/Marazzi, Dr. P.

Mit steigendem Alter verändert sich nicht nur das äußere Erscheinungsbild der Nase, sondern auch die Struktur und Physiologie der Schleimhaut. Deshalb häufen sich bei älteren Menschen Probleme wie Nasenbluten, Fließschnupfen oder Riechstörungen. Die meisten dieser Beschwerden können behandelt werden.

Altersbedingte Veränderungen an der Nasenschleimhaut umfassen unter anderem eine Verdickung der Basalmembran und die Abnahme von Becherzellen. Dies ist eine – wenn auch nicht die einzige – mögliche Erklärung dafür, warum ältere Patienten häufig über eine behinderte Nasenatmung klagen. Nicht selten liegt die Ursache des Problems aber auch in der Einnahme von Medikamenten wie Antidepressiva (z.B. Amitriptylin), Vasodilatatoren (z.B. Losartan, Nifedipin) oder Potenzmitteln, die eine Schleimhautschwellung hervorrufen können.

Intranasale Steroide lindern Schwellung

Um die Beschwerden zu lindern, greifen Betroffene gerne auf abschwellende Nasensprays mit vasokonstriktiven a-Sympathiko­mimetika zurück. Die dauerhafte Nutzung geht jedoch mit einem Gewöhnungseffekt einher und kann letzten Endes zu einer chronischen Schwellung der Nasenschleimhaut (Rhinitis medicamentosa) führen. Ein langfristiger abschwellender Effekt lässt sich hingegen mit intranasalen Glukokortikosteroiden erzielen.

Auch im Falle von häufig wiederkehrendem Nasenbluten (Epistaxis nasi) sollte bei älteren Patienten an die Medikation gedacht werden. So können nicht nur Blutverdünner die Blutung triggern, sondern beispielsweise auch Glukokortikoide, Zytostatika und Zytokine. Verschärft wird die Problematik im Alter außerdem durch eine herabgesetzte Gefäßelas­tizität und verminderte Produktion von protektivem Schleimhautsekret. Durch eine intensive Nasenschleimhautpflege mit Nasensalbe und pflegenden Nasensprays sowie eine gute Einstellung des Blutdrucks kann man das Risiko für eine Epistaxis nasi reduzieren.

Wässrige Rhinorrhö ist ein weiteres häufiges Symptom der Altersnase. Der Einsatz von topischen Rhinologika wie Antihistaminika oder topischen Steroiden ist dabei wenig erfolgversprechend. Wirkungsvoller sind anticholinerge Medikamente wie Ipratropiumbromid-Nasenspray. Wichtige Differenzialdiagnosen sind die allergische Rhinitis und endonasale Tumoren. Treten Beschwerden wie Rhinorrhö oder Epistaxis nasi nur einseitig auf, sollte eine 30°-Endoskopie durchgeführt werden, um pathologische Veränderungen wie Nasenpolypen oder maligne Neoplasien auszuschließen.

Transport von ­Duftstoffen gestört

Bei etwa einem Viertel der über 59-Jährigen ist das Riechvermögen eingeschränkt. Die Ursachen für die erhöhte Inzidenz im Alter sind komplex und noch nicht vollständig geklärt. Mitunter könnten jedoch ein Rückgang des olfaktorischen Epithels, degenerative Veränderungen im Bulbus olfactorius oder des Nasensekrets, die den Transport von Duftstoffen zu den Rezeptoren beeinträchtigen, eine Rolle dabei spielen. Die häufigsten Gründe für Riechstörungen in der Allgemeinbevölkerung sind Entzündungen aufgrund einer chronischen Rhinosinusitis oder viralen Infektion, Schädel-Hirn-Traumata oder neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Parkinson. Auch Medikamente wie Antibiotika (z.B. Doxycyclin), Chemotherapeutika (z.B. Methotrexat) oder Kalziumantagonisten (z.B. Nifedipin, Amlodipin) können Riechstörungen hervorrufen.

Die Therapie hängt vom Auslöser ab. Bei postinfektiösen Riechstörungen sollte möglichst zeitnah ein strukturiertes Riechtraining begonnen werden. Diese Maßnahme könnte auch bei posttraumatischen Riechstörungen zusätzlich zu einer systemischen Glukokortikoidtherapie oder einer absteigenden Therapie mit Zinkglukonat sinnvoll sein. Bei Riechstörungen anderer Genese sollten die Therapieempfehlungen für die zugrunde liegende Erkrankung befolgt werden.

Altersbedingte Veränderungen der Nasenanatomie können nicht nur als optisch störend empfunden werden, sondern auch die Strömungsdynamik beeinträchtigen. Unter Umständen kann dann eine Septorhinoplastik angezeigt sein, um den Leidensdruck der Patienten zu mindern. Bei einer Osteotomie sollte bedacht werden, dass die Knochen mit zunehmendem Alter spröde und brüchig werden können. Zudem ist intraoperativ gegebenenfalls eine erhöhte Blutungsneigung aufgrund von altersbedingter Fragilität der Blutgefäße, arterieller Hypertonie oder blutverdünnender Medikation zu berücksichtigen.

Regelmäßige Kontrolle des Hautbildes wichtig

Zuletzt hinterlässt das Alter oft Spuren auf der Haut der Nase, die über die Lebensjahre äußeren Faktoren wie Hitze, Kälte und starker Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. Als Folge können aktinische Hautveränderungen auftreten. Derartige Hautveränderungen im Gesicht sollten regelmäßig kontrolliert werden, um Hauttumoren frühzeitig zu erkennen. Der häufigste dermale Tumor ist das Basalzellkarzinom, gefolgt vom Plattenepithelkarzinom und dem malignen Melanom. Als bevorzugte Therapieoption gilt eine In-sano-Resektion mit ausreichendem Sicherheitsabstand.

Quelle: Sieron HL et al. HNO 2021; 69: 1019-1032; DOI: 10.1007/s00106-021-01115-z

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