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Anti-Cholesterin-Spritze für Statinresistente

Trotz hoch dosierter Statine will die LDL-Konzentration einfach nicht sinken? Vielleicht gibt es mit Inclisiran bald eine funktionierende Behandlungsoption: Der Arzneistoff, dessen Wirkung unter anderem auf einer siRNA* beruht, fährt die Synthese von PCSK9** in der Leber herunter. In der Folge nehmen die Leberzellen vermehrt LDL aus dem Blut auf. Der Vorteil eines solchen Cholesterinsenkers wäre, dass die Patienten nicht noch eine weitere Tablette mehr am Tag zu schlucken hätten – sie müssten nur halbjährlich für die Spritze zum Arzt. Das dürfte die Therapietreue bessern und könnte die Blutfettwerte zuverlässiger senken.
Dr. Frederick J. Raal von der University of the Witwatersrand in Johannesburg und Kollegen haben das experimentelle Medikament bei 482 Erwachsenen mit heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie unter maximaler Lipidsenkertherapie getestet. Die Teilnehmer der Phase-3-Studie ORION-9 bekamen entweder Inclisiran subkutan – an den Tagen 1 und 90, dann alle sechs Monate – oder Placebo. Unter Verum sank der Wert für das LDL-Cholesterin bis zum Tag 510 von anfangs im Schnitt 153 mg/dl um 39,7 %, während er in der Kontrollgruppe um 8,2 % stieg.
Der Unterschied betrug also fast 50 Prozentpunkte. Unerwünschte Ereignisse traten in beiden Gruppen ähnlich häufig auf. Lediglich Reaktionen an der Injektionsstelle wie Rötungen oder Schwellungen kamen unter Inclisiran öfter vor, waren aber meist leichter bis mäßiger Natur und gingen spontan zurück.
Ergebnisse in weiteren Studien bestätigt
Ähnliches berichtet das Team um Dr. Kausik K. Ray vom Imperial Centre London, das in den Studien ORION-10 und ORION-11 über 3000 Patienten untersucht hatte. Die Teilnehmer litten entweder unter einer manifesten atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankung oder sie wiesen ein deutlich erhöhtes Risiko dafür auf. Das LDL lag zu Studienbeginn etwas niedriger (104,7 mg/dl bzw. 105,5 mg/dl). Die Absenkung der Werte entsprach mit 53,8 bzw. 49,2 Prozentpunkten aber den Resultaten von ORION-9.
* small interfering RNA
** proprotein convertase subtilisin/kexin type 9
Quellen:
1. Raal FJ et al. N Engl J Med 2020; 382: 1520-1530; DOI: 10.1056/NEJMoa1913805
2. Ray KK et al. A.a.O.: 1507-1519; DOI: 10.1056/NEJMoa1912387
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