Antikonvulsivum hilft Alkoholikern beim Entzug

Gereiztheit, Dysphorie, Konzentrationsprobleme, Angst und Schlaflosigkeit: Viele Alkoholabhängige leiden an Entzugssymptomen, wenn sie aufhören zu trinken. Diese Beschwerden werden hauptsächlich durch die Neurotransmitter GABA (Gamma-Aminobuttersäure) und Glutamat vermittelt. Anti-Craving-Medikamente, die am opioid- und dopaminvermittelten Belohnungssystem ansetzen, lindern diese Beschwerden daher nicht. Dass die Betroffenen stattdessen von der Behandlung mit dem Antikonvulsivum Gabapentin profitieren, berichten Professor Dr. Raymond Anton, University of South Carolina, Charleston, und Kollegen.

Die Forscher behandelten 44 Alkoholsüchtige, die nach einer mindestens dreitägigen Abstinenz Entzugssymptome entwickelt hatten, über 16 Wochen mit Gabapentin (bis zu 1200 mg/d). Das Vergleichskollektiv bildeten 46 Patienten, welche ein Placebo erhielten. Psychiatrische Erkrankungen sowie die Einnahme psychotroper Medikamente (außer Antidepressiva) oder Drogen (außer Nikotin) waren Ausschlusskriterien.

Number needed to treat lag bei 6 bzw. 7

Vor Studienbeginn konsumierten die Teilnehmer im Durchschnitt an acht von zehn Tagen mindestens vier bzw. fünf Drinks. Etwa jeder Zehnte hatte sich zudem in der Vergangenheit bereits einer Entgiftung unterzogen.

Im Vergleich zu Placebo erleichterte Gabapentin den Probanden die Alkoholabstinenz: Deutlich mehr der mit dem Antikonvulsivum behandelten Abhängigen gelang es, zumindest auf oben genannten starken Alkoholkonsum zu verzichten (27 vs. 9 %, Number needed to treat [NNT]: 6) oder sogar vollständig abstinent zu bleiben (18 vs. 4 %, NNT: 7). Lediglich Schwindel trat bei den Behandelten etwas häufiger auf. Ein generelles Problem in beiden Gruppen war, dass etwa jeder Dritte die Behandlung abbrach.

Gabapentin hilft Alkoholikern beim Trockenwerden und Trockenbleiben, lautet das Fazit der Experten. Am deutlichsten scheinen die Abhängigen zu profitieren, bei denen die Entzugssymptome besonders stark sind.

Quelle: Anton RF et al. JAMA Intern Med 2020; DOI: 10.1001/jamainternmed.2020.0249