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Rückfällige wieder ins Trockene bringen - Ein Rezidiv ist bei Alkoholsucht keine Katastrophe, vielmehr eine Chance

Akute Ausbrüche gehören bei chronischen Erkrankungen dazu. Aber was man bei Diabetes, chronisch obstruktiver Atemwegserkrankung oder Asthma akzeptiert, wird bei Alkoholkranken eher als Versagen des Patienten gewertet. Dabei bahnten sich im Gehirn über Jahre hinweg Stoffwechselwege, die als Suchtgedächtnis nicht komplett reversibel sind. Schuldzuschreibungen helfen nicht weiter, stattdessen sollten Motivation, Zuversicht und Geduld auf dem Plan stehen, wenn Patienten mit einem Rückfall in die Praxis kommen, erläuterte der suchtmedizinisch tätige Internist und Hausarzt Dr. Volker Nüstedt aus Oldenburg.
Er empfahl, den Patienten ausdrücklich dafür zu loben, dass er den Weg zurück in die Praxis gefunden hat. Schließlich koste es eine enorme Kraft, seine Scham zu überwinden und trotz angeknackstem Selbstwertgefühl doch wieder zum Arzt zu gehen. Das zeige, dass der Patient in seiner Krise kompetent mit dem Rückfall umgehen kann. Erst dann folgt im Gespräch die Analyse der Auslöser oder der Rückfallsituation.
Im Anschluss an die Reha monatlich zum Hausarzt
Im Anschluss ist es wichtig, wieder an die Erfahrungen in der Abstinenz anzuknüpfen: Wie hat der Patient die Vorteile erlebt, welche positiven Effekte gab es? So lässt sich die Motivation für einen erneuten Therapiebeginn stärken. Eine bedeutsame strukturelle Lücke sieht Dr. Nüstedt zwischen Entgiftung und Rehabilitation. „Nach der Entgiftung stehen Patienten Interventionen gegenüber besonders aufgeschlossen gegenüber, die Abwehrhaltung liegt niedriger.“
Deshalb ist die zeitliche Lücke, die sich häufig systembedingt auftut, seiner Ansicht nach kontraproduktiv. Auch nach der Reha sollte man anstreben, den Übergang in die ambulante Versorgung ohne Zeitverzug zu schaffen. „Es muss für jeden Patienten klar sein, dass der erste Gang nach der Rehabilitation zum Hausarzt führt“, sagte der Referent. Im Folgequartal empfahl er mindestens zwei bis drei Nachsorgetermine und bei Nichterscheinen auch ein Nachtelefonieren durch den betreuenden Hausarzt.
Die weitere Rückfallprophylaxe kann beispielsweise umfassen:
- einen Handlungsplan bei Suchtdruck
- ein niedrigschwelliges Kontaktangebot
- eine Liste weiterer akuter lokaler Hilfsangebote, z.B. Selbsthilfegruppen, sozialpsychiatrischer Krisendienst, Kontaktangebote von Kliniken, Beratungsstellen, Telefonseelsorge
- eventuell Prüfung einer medikamentösen Behandlung bei rezidivierendem Suchtdruck
„Medikamente stellen aber nur eine von verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten dar, nicht die primäre Rückfallprophylaxe“, betonte der Experte abschließend.
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