Atezolizumab plus Chemotherapie wirksam mit dMMR

Dr. Judith Lorenz

Patientinnen mit fortgeschrittenem Endometriumkarzinom profitieren von kombinierter Immun- und Chemotherapie. Patientinnen mit fortgeschrittenem Endometriumkarzinom profitieren von kombinierter Immun- und Chemotherapie. © freshidea – stock.adobe.com

Erkrankte mit einem fortgeschrittenen oder rezidivierten Endometriumkarzinom profitieren hinsichtlich des progressionsfreien Überlebens von einer Behandlung mit Atezolizumab zusätzlich zur Chemotherapie. Besonders effektiv ist der PD-L1-Inhibitor bei Tumoren mit einem defekten Mismatch-Repair-System.

Der CPI Atezolizumab potenziert die Wirkung der Chemotherapie unter anderem beim fortgeschrittenen Zervix- oder triplenegativen Mammakarzinom, schreiben Forschende um Prof. Dr. Nicoletta Colombo vom European Institute of Oncology in Mailand. In der randomisierten, placebokontrollierten AtTEnd-Studie gingen sie nun der Frage nach, ob auch Personen mit einem fortgeschrittenen oder rezidivierten Endometriumkarzinom von dieser Therapiestrategie profitieren. 

Vorteil nur in Subgruppe mit Reparaturdefekt 

Zum Zeitpunkt der Konzipierung der Studie stellte die Kombination aus Carboplatin und Paclitaxel den Erstlinienstandard für das fortgeschrittene oder rezidivierte Endometriumkarzinom dar. Diese Behandlung erzielte mediane Überlebenszeiten von etwa drei Jahren. Erste präklinische Ergebnisse deuteten jedoch bereits auf eine synergistische Wirkung der Immun- und der zytostatischen Therapie hin. Besonders gut auf CPI sprechen Tumoren mit hoher Mutationslast, also beispielsweise solche mit einem defekten DNA-Mismatch-Repair (dMMR)-System, an. 

Dieser Aspekt wurde ebenfalls in der doppelblinden Phase-3-Studie untersucht, an der sich zwischen 2018 und 2022 89 Kliniken in elf Ländern in Europa, Australien, Neuseeland und Asien beteiligten. Die 549 Teilnehmenden wiesen ein fortgeschrittenes oder rezidiviertes Endometriumkarzinom oder Karzinosarkom auf. Sie hatten im Vorfeld noch keine Chemotherapie in der Rezidivsituation erhalten. Alle Patient:innen absolvierten eine Kombinationschemotherapie aus Carboplatin und Paclitaxel. 360 erhielten zusätzlich Atezolizumab und 189 ein Placebo. 

Ergebnisse zum OS

Die Daten zum Gesamtüberleben waren zum Zeitpunkt der Interimsanalyse noch unreif: Das mediane OS betrug mit Atezolizumab 38,7 Monate und mit Placebo 30,2 Monate (HR 0,82; 95%-KI 0,63–1,07; p = 0,048). Die Studie dauert daher noch an, bis eine ausreichende Zahl entsprechender Ereignisse erreicht ist, schreiben die Forschenden.

125 Tumoren (23 %), darunter 81 der Atezolizumab- und 44 der Kontrollgruppe, wiesen eine dMMR-Konstellation auf. In diesem Kollektiv war nach median 26,7 Monaten das mediane PFS im Atezolizumab-Arm nicht abschätzbar und betrug in der Kontrolle 6,9 Monate (HR 0,36; 95%-KI 0,23–0,57; p = 0,0005). In der gesamten Studienpopulation betrug das mediane PFS nach median 28,3 Monaten Follow-up 10,1 Monate bzw. 8,9 Monate (HR 0,74; 95%-KI 0,61–0,91; p = 0,02). 

In der AtTEnd-Studie beschränkte sich die Effektivität von Atezolizumab auf dMMR-Tumoren, betonen die Autor:innen abschließend: Entgegen der Ergebnisse anderer Studien sprachen Tumoren mit kompetentem DNA-Reparatursystem nicht auf den PD-L1-Inhibitor an. Hier sehen die Verantwortlichen noch weiteren Forschungsbedarf. Mit Spannung erwarten sie diesbezüglich weitere Auswertungen der AtTEnd-Daten: Molekulargenetische Analysen sollen unter anderem offenlegen, welche Biomarker bei Tumoren mit intaktem MMR-System das Ansprechen auf eine Immuntherapie vorhersagen. 

Quelle:
Colombo N et al. Lancet Oncol 2024; 25: 1135–46; DOI: 10.1016/S1470-2045(24)00334-6

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Patientinnen mit fortgeschrittenem Endometriumkarzinom profitieren von kombinierter Immun- und Chemotherapie. Patientinnen mit fortgeschrittenem Endometriumkarzinom profitieren von kombinierter Immun- und Chemotherapie. © freshidea – stock.adobe.com