
Autoimmunenzephalitis: Psychotische Symptome leiten auf die falsche Spur

Die häufigste Form der Autoimmunenzephalitis wird durch Antikörper gegen NMDA-Rezeptoren hervorgerufen. Die meisten Betroffenen (90 %) weisen im Liquor eine Pleozytose auf. Das EEG ist in 90 % der Fälle auffällig. Signalveränderungen im MRT finden sich jedoch nur bei 50 % der Patienten. Deshalb schließen normale MRT-Befunde eine Autoimmunenzephalitis keineswegs aus, sagte Professor Dr. Johann Steiner von der Magdeburger Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
Nachgewiesen werden die Autoantikörper mittels indirekter Immunfluoreszenz in Serum und Liquor. Der isolierte Nachweis von antineuronalen Antikörpern im Serum reicht in keinem Fall für die Diagnose aus, mahnte der Kollege.
Bewusstseinsstörung erst im Verlauf
Typisch für das Krankheitsbild der Anti-NMDA-Enzephalitis ist, dass alle Patienten nach einer Prodromalphase zunächst psychotische Symptome entwickeln, die sie primär in psychiatrische Behandlung bringen. Erst im Verlauf entwickeln sich Bewusstseinsstörungen und neurologische Symptome wie epileptische Anfälle und faziale Hyperkinesen, berichtete Privatdozent Dr. Harald Prüß von der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité Universitätsmedizin Berlin.
Diagnosekriterien einer Autoimmunenzephalitis
- neue fokale ZNS-Befunde und/oder
- bislang unbekannte epileptische Anfälle und/oder
- Pleozytose im Liquor (> 5 Leukozyten/mm3) und/oder
- MRT-Befunde, die eine Enzephalitis nahelegen
Quelle: Graus F et al. Lancet Neurol 2016; 15: 391-404
Weitgehende Remission trotz Intensivstation
„Wir behandeln inzwischen jeden Patienten mit gesicherter Autoimmunenzephalitis mit Rituximab“, betonte Dr. Prüß. Als Alternative wird auch Bortezomib gegeben. Je früher man diese Antikörpertherapien beginne, desto besser sei die Prognose des Patienten. Obwohl viele Patienten wegen des schweren Verlaufs auf der Intensivstation behandelt werden müssten, werde bei drei Viertel von ihnen innerhalb von zwei Wochen eine weitgehende Remission erreicht.Fehldiagnose Schizophrenie
Kongressbericht: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) Kongress 2018
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).